Trump bedeutet für G-20 großes Risiko

Der künftige US-Präsident Donald Trump birgt für die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) nach Einschätzung von Top-Ökonomen große Risiken.

Wenn es gut laufe, werde der Republikaner für mehr konstruktive Diskussionen sorgen und damit dem wichtigsten Abstimmungsforum in der globalen Finanz- und Wirtschaftspolitik nützen, sagt der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. "Wenn es schlecht läuft, verkommt die G-20 aber zu einer reinen Show-Veranstaltung". Deutschland übernimmt zum 1. Dezember den G-20-Vorsitz.

Stark kooperieren

Wegen Trump sei nun alles möglich, ergänzt Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). "Deshalb ist die Verantwortung Deutschlands besonders groß". Sollte der neue US-Präsident sein Land - wie im Wahlkampf angekündigt - stärker abschotten, wäre dies ein Schlag für die G-20. "Aber dann ist die Notwendigkeit, stark zu kooperieren, wichtiger denn je." Hier sei Bundeskanzlerin Angela Merkel besonders gefragt. Deutschland stand in den vergangenen Jahren innerhalb der G-20 immer wieder unter Druck, seine Ausgaben und Investitionen als Beitrag für mehr weltweites Wachstum zu erhöhen. Das könnte sich nun ändern: "Es wird nach meiner Einschätzung dieses Mal vielleicht etwas entspannter für die Deutschen", so Ifo-Präsident Fuest. Alle Aufmerksamkeit werde sich zunächst auf die neue US-Regierung konzentrieren, deren Positionen noch weitgehend unklar sind. Trump hat im Wahlkampf unter anderem massive Investitionen in die Infrastruktur versprochen.

Mit Globalisierungskritik gepunktet

Fuest zufolge sollte Deutschland die Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften gegen Krisen ebenso auf der Agenda halten wie den Klimaschutz. Snower hält darüber hinaus eine Debatte über die bessere Verteilung der Vorteile der Globalisierung für zwingend. Trump hat gerade mit Globalisierungskritik bei vielen Wählern gepunktet. Einen neuen Zungenschlag erwarten die beiden Ökonomen beim Thema Freihandel. Dem bisherigen G-20-Konsens für den Abbau von Handelshürden dürfte sich Trump nach Einschätzung des Ifo-Chefs wohl verweigern. Allerdings: "Es ist ja nicht so, dass Trump jeglichen Freihandel ablehnt." Womöglich werde der nächste US-Präsident die noch nicht abgeschlossen Abkommen - wie TPP im pazifischen Raum und TTIP mit Europa - stoppen, jedoch nicht das seit Jahren geltende Nafta-Abkommen mit Mexiko und Kanada antasten. Dem stünden massive US-amerikanische Interessen entgegen - wie etwa die mehr als 100 Milliarden Dollar schweren US-Direktinvestitionen in Mexiko. Snower warnt zudem vor einer wieder schwächeren Regulierung der Finanzbranche. "Das würde heißen, dass das Finanzsystem noch instabiler wird." Da müsse die restliche G-20-Gruppe dagegenhalten. "Finanzmarktstabilität hängt nicht alleine von den USA ab."

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