Trotz Russland-Problemen: "Keine Notverkäufe"

Trotz Russland-Problemen: "Keine Notverkäufe"
RBI-Finanzchef: Weder Notverkauf noch Kapitalerhöhung, sondern Risikoabbau. Aktie stark im Plus.

Die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) sieht keinen Grund oder Druck für irgendwelche Notverkäufe. Das betonte Finanzchef Martin Grüll am Donnerstagvormittag in einer Telefonkonferenz mit mehr als 600 Teilnehmern. Vielmehr will die RBI in einem geordneten Prozess Risiken in der Bilanz abbauen und so auf mittlere Sicht die Kapitalpuffer stärken.

Dabei wird auch das Russlandgeschäft um Risikopositionen erleichtert, Verkaufsgespräche für die russische Tochter gebe es hingegen nicht. Eine neuerliche Aktienkapitalerhöhung stellte der Vorstande heute abermals in Abrede. Dies stehe nicht auf der Tagesordnung.

Polen-Börsegang auf Schiene

In Polen könnte sich die RBI hingegen von mehr als 25 Prozent der Anteile an der Tochter Polbank trennen. Bisher war mit den polnischen Aufsichtsbehörden vereinbart, dass bis Mitte 2016 rund 15 Prozent der polnischen Bank an die Börse von Warschau gebracht werden. Das könnte nun schneller gehen. Entscheidungen seien dazu aber noch nicht gefallen, sagte Grüll.

Raiffeisen hatte die Polbank 2012 erworben und mit ihrer bestehenden Polen-Tochter fusioniert. In polnischen Medien wurde seit Wochen über einen Verkauf der Polbank durch Raiffeisen spekuliert. In einem Anleiheprospektnachtrag hat die RBI Mitte Dezember 2014 nicht ausgeschlossen, dass der Firmenwert der polnischen Tochtergesellschaft (damals 197 Mio. Euro) vollständig abgeschrieben wird.

Frankenkredite belasten

Auf Kunden der polnischen Bank entfielen zum Stand Herbst 2014 mit 2,9 Milliarden die größten Summen an Frankenkrediten, die für die gesamte Gruppe mit 4 Mrd. Franken beziffert wurden. Infolge der Entkopplung des Franken vom Euro sind die Frankenkredite nun im ersten Quartal 2015 deutlich teurer geworden. In Russland oder in Österreich hat die RBI keine Frankenkredite verliehen.

Nach Aufsichtsratsberatungen hat die Raiffeisen Bank International Mittwochabend erstmals einen Umfang ihres Redimensionierungsprogramms genannt: 20 Prozent der Bilanzrisiken sollen wegfallen: Zum Teil laufen Geschäfte (Kredite) aus, zum anderen werden unrentable oder nicht-strategische Unternehmensteile abgestoßen oder Sparten bzw. Einheiten abgegeben werden, die zu viel Kapital binden. Details sollen erst am 9. Februar mit den vorläufigen Jahreszahlen genannt werden.

Aktie stark im Plus

Nach spektakulären Kursstürzen der RBI-Aktie in den vergangenen Wochen hat das Papier an der Wiener Börse am Donnerstag stark zugelegt. Kurz vor 12 Uhr lag die Aktie fast 9 Prozent im Plus.

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