Traditionslokal im Brauhaus Puntigam insolvent

Traditionslokal im Brauhaus Puntigam insolvent
Die Grazer Gaststätte hat 321.000 Euro Schulden, soll aber weitergeführt werden.

Über die Brauhaus Puntigam Gaststätten GmbH, Pächterin des bekannten Traditionslokals im Brauhaus im gleichnamigen Grazer Stadtbezirk, ist am Dienstag beim Handelsgericht Graz der Konkurs eröffnet worden. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditrefrom und KSV1870 dem KURIER. Als Pleite-Ursache wurde vor allem schwache Auslastung von 2009 bis 2011 aufgrund der Wirtschaftslage angegeben. Eine Fortführung des Betriebs wird angestrebt.

Das Vermögen

Von der Insolvenz betroffen sind 25 Gläubiger und 23 Mitarbeiter, darunter sind sechs Lehrlinge. Die Aktiva werden mit rund 62.000 Euro beziffert, davon entfallen fast 11.000 Euro auf die Geschäftseinrichtung, 12.000 Euro auf das Warenlager, 14.200 Euro auf offene Forderungen und rund 6500 Euro liegen auf dem Firmenkonto.

Die Schulden

Die Passiva werden mit fast 321.000 Euro beziffert, davon entfallen 135.000 Euro auf unbesicherte Bankschulden, 65.000 Euro auf die Gebietskrankenkasse, 88.700 Euro auf "sonstige Gläubiger", 18.000 Euro auf das Finanzamt und 14.000 Euro auf Dienstnehmerforderungen.

Finanzielle Fehlschläge

Laut den Pächtern war die Umsätze in den Jahren 2009, 2010 und 2011 konjunkturbedingt sehr schwach. Besonders Großveranstaltungen von Firmen wurden damals nur sehr eingeschränkt im Vergleich zu den Vorjahren gebucht. Ab 2012 konnte zwar das Unternehmensergebnis verbessert werden.

Im Jahr 2014 kamen aber eine Nachzahlung der Krankenkasse in Höhe von 24.000 Euro und ein nicht durch die Versicherung gedeckter Einbruch mit einer Schadenshöhe von 10.000 Euro hinzu. "Durch die unerwartete Stornierung eines Großkunden musste abermals ein Jahresfehlbetrag von 11.000 Euro verbucht werden", heißt es im Konkursantrag. Trotz guter Prognose konnten folglich die Rückstände nicht fristgerecht beglichen werden. Laut Firmencompass betrugen der Bilanz-Verlust im Jahr 2014 rund 528.700 Euro und die Verbindlichkeiten sogar 547.000 Euro.

Obwohl das erste Halbjahr 2015 auch nicht planmäßig verlief, wird wird das gesamte Geschäftsjahr 2015 ein positives Ergebnis in Höhe von 75.000 Euro erwartet.

Rolle der Hausbank

Der Liquiditätsengpass wurde zunächst durch die Hausbank aufgefangen, diese hat jedoch nun ihr Engagement schrittweise reduziert. "Diese Kreditlinie war nicht nur durch bücherliche Sicherheiten Dritter, sondern auch durch ein Sparbuch in Höhe von 64.000 Euro besichert", heißt es im Antrag weiter. Dieser Betrag hätte "für die weitere Unternehmensfinanzierung ausgereicht", so das Unternehmen.

Doch die Hausbank habe auf Teiltilgung der Kreditlinie mittels dem Sparbuch bestanden. Der Kreditrahmen wurde außerdem von 135.000 Euro auf 90.000 Euro verkürzt. Dadurch konnte der Brauhaus-Betreiber der vereinbarten Ratenzahlung mit dem Finanzamt Graz-Stadt nicht mehr nachkommen sowie auch die Rückstände bei der GKK Steiermark nicht mehr abdecken.

Die Zukunft

Die Sanierung soll bereits eingeleitet sein. Das Unternehmen soll fortgeführt werden, die Finanzierung soll gesichert sein. Pro Monat müssen 25.000 Euro für Löhne und Pacht sowie 8000 bis 10.000 Euro für den Wareneinkauf aufgebracht werden. "Die Gesellschafter werden die noch offene Stammeinlage in Höhe von 17.500 Euro zeitnah einzahlen, sodass die Liquidität der Gesellschaft gesichert erscheint", heißt es im Antrag weiter. Gesellschafter sind je zu einem Viertel der Geschäftsführer Manfred Seisser, seine Frau Erna sowie Michael und Margot Ordelt. Ob der Fortbetrieb ohne weitere Schädigung der Gläubiger möglich ist, muss allerdings erst der renommierte Grazer Masseverwalter Heimo Hofstätter prüfen.

Die Historie

Die Gaststätte im Brauhaus Puntigam mit ihrem von Kastanien bestandenen Gastgarten ist seit dem 19. Jahrhundert traditionell eine Ausflugsgaststätte der Grazer. Unzählige Maturaklassen haben in ihren Sälen ihren Abschlussball gefeiert. Die Insolvenz reiht sich in die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einiger Grazer Traditionslokale und beliebter Innenstadt-Gaststätten der vergangenen Monate ein, die entweder schon den Zapfen streichen mussten oder mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen.

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