"Rad fahren geht immer"

Auf der grünen Wiese: Weltweit gibt es immer mehr Urlaubsresorts, der Konkurrenzdruck steigt.
10.000 Aussteller matchen sich auf der ITB in Berlin mit ihren Angeboten.

Die beiden Römer brauchen eine Pause. Sie nehmen ihre Helme ab und lassen ihre in Sandalen steckenden Füße vom Barhocker baumeln. Neben ihnen telefoniert – wild gestikulierend – ein Scheich. Damen in russischen Gewändern schlendern durch die USA, Afrikaner trommeln buchstäblich um den Gast: Bei der ITB in Berlin, der größten Tourismusmesse der Welt, rittern mehr als 10.000 Aussteller aus 189 Ländern und Regionen um Gäste. Bis zum Messeschluss am Sonntag werden 170.000 Besucher erwartet.

"Österreich hat eine gute Ausgangsposition. Aber der Konkurrenzdruck steigt", sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW). Am Gemeinschaftsstand zeigen 73 Touristiker aus Österreich, was sie drauf haben. Etwa eine neue Bikeschaukel für Mountainbiker in Tirol oder ein Alpe-Adria-Bikefestival in Kärnten. "Radfahren geht immer", weiß man aber auch am Bayern-Stand und schlichtet die Prospekte nach. Auch die Serben, Rumänen, Kasachen und Franzosen – um nur einige zu nennen – buhlen um Radfahrer.

Sich von der Masse abzuheben, ist schwer. Viele Urlaubsversprechen sind austauschbar. Jeder hält sich für besonders schön und entdeckenswert. Auch die zwei Nemo Hotels, laut eigenen Angaben die einzigen in Europa mit Delfinen – auch für Therapien. An diesem Stand kommen viele Journalisten vorbei. Nicht wegen der Delfine, sondern weil die Hotels in der Ukraine stehen. Putins Politik wirft auch einen Schatten auf die Messestände von Russland und der Ukraine. Gähnende Leere – von den Journalisten einmal abgesehen. Auch die New York Times ist in der Halle. Um Abonnenten für ihre Online-Ausgabe zu keilen.

Steigende Kerosinpreise

Bei den Airlines ist die angespannte Lage bereits zu spüren – in Form steigender Kerosinpreise. Auswirkungen auf die Buchungslage sind noch nicht absehbar. "Schlimm wäre es, wenn die EU die Visa-Vergabe einschränkt", sagt Rudolf Kadanka von Mondial, größter Incomer russischer Touristen in Österreich. Kadanka: "Österreich wäre besonders betroffen. Es kommen mehr Russen nach Österreich als nach Italien oder Frankreich."

Folgt man am anderen Ende des Messegeländes dem Geruch von Weihrauch, landet man in Eritrea. Eine Dame in Tracht zupft auf einer Krar. Dieses Harfen-ähnliche Instrument gibt es schon so lange, dass es sogar in der Bibel erwähnt wird. Es wird Kaffee serviert, es werden Geschichten erzählt, es ist gemütlich, in Eritrea in Halle 21a. Für das Land gibt es aber eine partielle Reisewarnung. Weil der Grenzstreit mit Äthiopien ungelöst ist. Und es einen Grenzkonflikt mit Dschibuti gibt.

Landratte zum Aufputz

Manche holen sich zum Aufputz Promis an den Stand. Peter Maffay erzählt brav, dass er eigentlich "eine Landratte" ist. Das Schiff, auf dem er tagelang seine Hits für Passagiere zum Besten gibt, sei aber wirklich toll. Dutzende Fans halten begeistert Smartphones in die Höhe – die Aufnahmefunktion aktiviert.

Ab heute, Samstag, kann man sich nur noch im Schneckentempo durch die Gänge der Hallen schieben, erzählt ein Aussteller. Weil am Wochenende auch Private zur Messe kommen. "Viele ziehen Trolleys hinter sich her und packen alles, was nicht niet- und nagelfest ist, ein."

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