"Toni's Freilandeier": Der Chef steht vor Gericht

Toni Hubmann vor Prozessbeginn
Toni Hubmann und drei weitere Personen aus Firmenumfeld angeklagt. Rund 797.000 Eier sollen bewusst falsch etikettiert worden sein.

Im Landesgericht Leoben hat sich am Dienstag alles um "Toni's Freilandeier gedreht. Dem Chef der Firma, Toni Hubmann, zwei Angestellten und einem ehemaligen Mitarbeiter wird vorgeworfen, das Mindesthaltbarkeitsdatum manipuliert zu haben. Hubmann, der Qualitätsmanager und der Verkaufsleiter leugnen, der vierte Angeklagte, ein Ex-Angestellter hatte gegen die anderen ausgesagt und ist geständig.

Im Gerichtssaal saßen alle vier knapp nebeneinander, doch die Harmonie trog. Neben Toni Hubmann (57), Chef der "Toni's Handels Gmbh" mussten sich auch sein Qualitätsmanager und der Verkaufsleiter wegen gewebsmäßigen schweren Betrugs verantworten, und zwar in erster Linie wegen der Aussagen des vierten Beschuldigten, einem ehemaligen Produktionsleiter des Betriebs. Laut Anklage beträgt der Schaden 126.853 Euro.

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Toni Hubmann: Die Strafe gegen ihn ist rechtskräftig

Von 2009 bis 2011 sollen rund 797.000 Eier, die nicht mehr ganz taufrisch waren, in den Handel gebracht worden sein. Die Staatsanwältin führte aus, dass in dem Betrieb in Knittelfeld jährlich rund 73 Millionen Eier bearbeitet werden. Jedes Ei wird elektronisch erfasst und sofort mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen. Laut Anklage soll Hubmann Ware, die nicht umgehend verkauft werden konnte, in eine Kühlhalle gebracht haben, um sie dann mit neuen Einlagerungszetteln und neuen Stempeln zu versehen und quasi "frisch" in den Handel zu bringen.

"Rachefeldzug von ehemaligen Mitarbeitern"

Der Verteidiger erklärte, Hubmann habe keinerlei Motiv "für so eine Dummheit gehabt". Es handle sich seiner Meinung nach um einen "Rachefeldzug von ehemaligen Mitarbeitern". Hubmann wollte von den betrügerischen Vorgängen nichts wissen. Länger gelagerte Eier seien als Industrie-Eier verkauft worden oder schon vorher Sozialmärkten gespendet worden, lautete seine Rechtfertigung. Eine Umetikettierung hätte auch schon deshalb keinen Sinn gehabt, weil das alles viel zu teuer gekommen wäre.

Auch die Angaben des vierten Angeklagten, der als Produktionsleiter tätig war, seien nicht richtig. Dieser hatte eine Liste mit rund 50 Vorfällen erstellt, bei denen es zum Austausch der Haltbarkeitsangaben gekommen sein soll. "Die Idee, falsch zu etikettieren, ist nicht von ihm ausgegangen. Er hat auch keinen Vorteil davon gehabt, er hat nur um seinen Arbeitsplatz gefürchtet", führte die Anwältin des ehemaligen Mitarbeiters ins Treffen. Doch laut Hubmann war der Ex-Produktionsleiter während zwölf der von ihm angeführten Vorfälle gar nicht im Betrieb sondern auf Kur. Ein Zeuge soll außerdem bestätigen können, dass der Mann in einem Gasthaus Geld bekommen und mit einem Unbekannten darüber gesprochen haben soll, dass man Hubmann "fertig gemacht" habe.

Die Verhandlung wird am Mittwoch um 9.00 Uhr mit der weiteren Einvernahme der Beschuldigten fortgesetzt.

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