Tokios Börse jubelt über Olympia-Zuschlag

epa03859051 Pedestrians stand in front of a display showing information on the closing of Tokyo's Nikkei Stock Average in Tokyo, Japan, 09 September 2013. Japanese stocks soared as sentiment was bolstered by an upward revision of the nation's economic growth and Tokyoís winning bid to host the 2020 Olympic Games. The benchmark Nikkei 225 Stock Average gained 344.42 points, or 2.48 per cent, to end at 14,205.23. EPA/KIMIMASA MAYAMA
Die japanische Wirtschaft kann auf ihrem Genesungsweg einen weiteren Schub gut gebrauchen.

Die Börse in Tokio hat am Montag die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 an die japanische Hauptstadt gefeiert. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte kletterte über die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten auf den höchsten Stand seit fast fünf Wochen. Der Index schloss mit einem satten Gewinn von 344,42 Punkten oder 2,48 Prozent bei 14.205,23 Punkten. Der breit gefasste Topix stieg um 25,18 Punkte oder 2,19 Prozent auf 1.173,00 Punkte.

Ministerpräsident Shinzo Abe bezeichnete die Olympischen Spiele als "vierten Pfeil" seiner Strategie, die die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt anzukurbeln. Die ersten beiden sind eine extrem lockere Geldpolitik und massive schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme, die bereits Wirkung zeigen. Der dritte Pfeil sind dringend notwendige Strukturreformen. Ob Abe diese wirklich anpackt, ist noch unklar.

In jedem Fall sollen die Olympischen Spiele 2020 Japan einen weiteren, wichtigen Schub geben - etwa durch milliardenschwere Investitionen in den Bau neuer Sportstätten. Auch wenn die japanische Wirtschaft stärker auf Touren kommt, als gedacht (siehe nächster Absatz), sei man "noch nicht aus dem Schneider", wie Regierungsberater Etsuro Honda am Montag betonte. Die Wirtschaft habe noch keinen selbsttragenden Aufschwung erreicht.

Japanische Wirtschaft wächst schneller als erwartet

Die japanische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal mit einer Jahresrate von 3,8 Prozent und damit schneller als alle anderen großen Industriestaaten. Die Regierung korrigierte am Montag ihre erste Schätzung von 2,6 Prozent deutlich nach oben. Die zu Jahresbeginn erreichte Wachstumsrate von 4,1 Prozent konnte fast gehalten werden - vor allem, weil die Unternehmen wegen der Exporterfolge erstmals seit langsam wieder mehr investierten.

Für den Aufwärtstrend sind vor allem steigende Investitionen verantwortlich. Sie legten um 1,3 Prozent und damit erstmals seit eineinhalb Jahren zu. Die erste Schätzung hatte noch ein Mini-Minus von 0,1 Prozent ergeben. "Die Unternehmen ersetzen alte Ausrüstungen", sagte Ökonom Hiroaki Muto von Sumitomo Mitsui Asset Management. Grund dafür sind steigende Gewinne - vor allem wegen des schwachen Yen, der japanische Waren im Ausland attraktiver macht. Nach Berechnungen der Commerzbank sind die Gewinne der börsennotierten Unternehmen im Frühjahr um rund 40 Prozent gestiegen.

Angesichts der positiven Entwicklung wird die von Abe geplante Verdoppelung der Umsatzsteuer wahrscheinlicher. Einige Experten halten dies aber für verfrüht, da die Steuererhöhung den privaten Konsum abwürgen könne. Die Verbraucher zeigten sich zuletzt zurückhaltend. Ihre Kauflaune ließ im August bereits den dritten Monat in Folge nach. Das auf einer Haushaltsbefragung beruhende Barometer fiel um 0,6 auf 43,0 Punkte. Grund dafür sei, dass die Japaner die Aussichten für neue Jobs und höhere Löhne pessimistischer beurteilten, erläuterte die Regierung.

Japan kämpft seit Jahren gegen die Deflation. Fallen die Preise erst einmal, setzen Verbraucher darauf, dass Waren und Dienstleistungen immer günstiger werden und halten sich mit Ausgaben zurück. Die Firmen bleiben auf ihren Produkten sitzen, verlieren Umsatz und müssen Mitarbeiter entlassen, was den Konsum weiter drückt.

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