Thomas Middelhoff: Der Abstieg von ganz weit oben

Thomas Middelhoff schaute nur kurz beim Prozess in Köln vorbei.
Der ehemalige deutsche Topmanager ist seit der Arcandor-Pleite häufig in Gerichtssälen.

Thomas Middelhoff wird am Sonntag 61 Jahre alt. Er war einmal einer der mächtigsten Manager Deutschlands, eine Art Wunderwuzzi, der für den Verkauf von AOL-Aktien einen Sonderbonus von 40 Millionen Euro Mitte der 90er-Jahre einstreifte. Von 1998 bis 2002 war er Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann AG, danach pushte er Arcandor – in die Pleite 2009.

Jetzt stehen die Gläubiger vor seinen Villen, und er droht alles zu verlieren, obwohl er seine Aktivitäten von den Virgin Islands aus steuert, also aus einem karibischen Steuerparadies. Doch seine Gläubiger haben keine Geduld mehr – und angeblich gute Karten.

Middelhoff ist Kläger und Beklagter in einem Gewirr von Verfahren. Am Montag stand er in Köln als Zeuge vor Gericht. Doch er beantwortete keine einzige Frage, was die Staatsanwälte als "Unverschämtheit" werteten. Am Dienstag steht er in Essen wegen Untreue in 49 Fällen vor Gericht. Dabei geht es um Charterflüge auf Firmenkosten zu privaten Zwecken. Middelhoff wird Untreue und Insolvenzverschleppung vorgeworfen.

Nach seiner Zeit bei Bertelsmann wurde Middelhoff 2004 von der wirtschaftlich eher unbedarften Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz engagiert. Er übernahm den Handelskonzern, zu dem KarstadtQuelle gehörte, benannte ihn in Arcandor um und musste am 1. September 2009 Insolvenz anmelden. Madeleine Schickedanz fühlte sich um ihr Vermögen betrogen und klagte. Durch die Pleite geriet auch das Bankhaus Sal. Oppenheim als größter Aktionär an den Rand des Ruins. Das traditionsreiche Bankhaus wurde von der Deutschen Bank geschluckt. Die adeligen Privatbankiers und ein Immobilienmanager, Josef Esch, müssen sich seit einem Jahr wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue verantworten.

Middelhoff tat sich Gutes und leistete sich in St. Tropez neben einer Villa auch eine 33-Meter-Luxusjacht namens Medici , die pro Monat 72.000 € an Liege-, Charter- und Unterhaltskosten verschlang. Diese Kosten zahlte er aber nicht persönlich, der Immobilienmanager Esch sprang ein – bis zur Arcandor-Pleite. Zu Weihnachten 2013 ließ er Middelhoff pfänden, der ihm 2,5 Millionen € in einem Vergleich angeboten, aber nie bezahlt hatte.

Middelhoffs ehemaliger Förderer war Bertelsmann-Partriarch Reinhard Mohn. Der alte Herr schrieb enttäuscht: "Eitle Manager sind egoistisch und schwer zu beeinflussen." Middelhoff hat auch einen Ehrenstreit um die Darstellung seiner Rolle in der Firmenchronik bei Bertelsmann laufen.

Sal. Oppenheim verklagte Middelhoff zur Zahlung von knapp 78 Millionen €, daraufhin verlangte das Ehepaar Middelhoff von der Bank 101 Millionen. Mit seiner Frau, der Architektin Cornelie, hat er drei Söhne und zwei Töchter. Wegen angeblichen Rufmords will der Manager auch von seinen Insolvenzverwaltern Cash, nämlich 120 Millionen Euro Schadenersatz. Die Insolvenzverwalter verlangen umgekehrt wegen Managementfehlern vom ehemaligen Vorstand Schadenersatz von insgesamt 175 Millionen Euro.

Zur Person - Thomas Middelhoff

Middelhoff, 61, Sohn eines Düsseldorfer Textilunternehmers, studierte BWL, arbeitete zunächst im Betrieb seines Vaters, wechselte dann zu Bertelsmann nach Gütersloh, wo er die digitalen Medien etablierte. Von 1998 bis 2002 war er Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann AG, in dieser Zeit baute er die RTL-Group auf. Er schied im Streit mit der Eigentümerfamilie Mohn. Als Vertrauter von Madeleine Schickedanz wurde er 2004 Vorsitzender von KarstadtQuelle. Die Arcandor-Pleite erfolgte 2009.

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