Tesla zapft den Kapitalmarkt an

Tesla Model 3
Mit dem Geld soll die Produktion für das neue Model 3 ausgebaut werden.

Während die deutsche Fahrzeugindustrie mitten im Abgasskandal feststeckt, macht der US-Elektroautobauer Tesla mit positiven Schlagzeilen von sich reden. Die Nachfrage nach dem ersten Mittelklassewagen Model 3 ist groß: Täglich gehen rund 1800 Bestellungen ein. Der Haken an der Sache: Tesla hat im Vergleich zu großen Herstellern eine sehr überschaubare Produktion. Dadurch wird die Wartezeit immer länger. Im Augenblick beträgt sie bei bereits 455.000 Reservierungen eineinhalb Jahre. Tesla will zum Jahresende auf 5000 Fahrzeuge pro Woche kommen. Noch in der Vorwoche meinte Firmenchef Elon Musk (Bild), er könne die Zahl der Reservierungen mit wenig Aufwand hochtreiben, sehe aber keinen Sinn darin. Jetzt scheint es aber zu einem Sinneswandel gekommen zu sein. Er will sich auf dem Kapitalmarkt 1,5 Milliarden Dollar holen.

Die Anleihe soll unbesichert sein und eine Laufzeit bis 2025 haben. Das Geld soll helfen, die Produktion von 84.000 Fahrzeugen im vergangenen Jahr auf 500.000 Autos bis Ende 2018 hochzuschrauben. Erst im Frühjahr nahm Tesla durch eine Kapitalerhöhung und Schuldpapiere ein Milliarde Dollar auf. Im Halbjahr hatte Tesla drei Milliarden an Cash, wobei zwei Milliarden für Investitionen vorgesehen sind. Und die Schulden liegen bei 3,9 Milliarden Dollar. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Tesla Finanzierungsbedarf hat.

Teure Extras

Das Model 3 ist ab 35.000 Dollar erhältlich. Jedoch handelt es sich dabei nur um die Basisvariante. Wer mehr will, muss wie in der Branche üblich deutlich höher kalkulieren. Mit allen Extras wie Fahrassistenzsystemen und Komfort-Funktionen kann der Preis an die 60.000 Dollar gehen. Wer etwa eine andere Farbe als Schwarz will, muss 1000 Dollar auf den Tisch legen. Noch wichtiger: Der Standard-Akku reicht nur für 354 Kilometer. Wer 500 Kilometer fahren möchte, muss für den besseren Akku zusätzlich 9000 Dollar ablegen.

Dennoch ist das Model 3 im Vergleich zum Model S (ab 80.000 Euro ) bzw. das Model X (ab 92.000 Euro) in Österreich relativ günstig. Aufgrund der gestiegenen Produktion der beiden Modelle hat Tesla die Preise aber bereits reduziert.

Und nicht nur Kunden, sondern auch Investoren scheinen die Pioniertätigkeit des Konzerns zu honorieren. Der Aktienkurs hat in den vergangenen zwölf Monaten um 46 Prozent zugelegt. Mit einem Börsenwert von 53,5 Milliarden Dollar ist Tesla derzeit der am höchsten gehandelte US-Autokonzern.

Pech hat Elon Musk derzeit nur in der Liebe. Der Milliardär hat sich laut britischen Medien nach knapp einem Jahr von der australischen Schauspielerin Amber Heard getrennt.


Infolge des Abgasskandals wird in Europa das Elektroauto zunehmend als Alternative zum Verbrennungsmotor forciert. Wie das Handelsblatt berichtete, werde in der EU-Kommission über eine verbindliche Quote für emissionsarme Fahrzeuge ab 2025 nachgedacht. Eine konkrete Mindestabsatzquote könnte neben schärferen Grenzwerten Teil eines Maßnahmenpakets zur klimaschonenden Mobilität werden, das die Kommission bis Jahresende vorlegen werde, berichtete die Zeitung unter Berufung auf EU-Kreise.

Ein Sprecher der EU-Kommission dementierte den Bericht. Man wolle schadstoffarme Autos fördern, aber keine Quote. Deutschlands Autobauer lehnen eine solche ab, ebenso Verkehrsminister Dobrindt (CSU). Die SPD-geführten Wirtschafts- und Umweltministerien befürworten hingegen eine Quote. „Wir wollen, dass Deutschland auch in Zukunft Automobilland Nummer 1 ist“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig. Themen wie neue Technologien bei Antrieben würden darüber entscheiden. Deshalb soll über ein verbindliches Ziel gesprochen werden.

Indes prüft die deutsche Finanzaufsichts BaFin, ob VW und Daimler im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Selbstanzeigen über die Bildung eines Kartells gegen die Ad-hoc-Pflicht verstoßen haben. Börsenotierte Unternehmen müssen mit sogenannten Ad-hoc-Mitteilungen über Vorgänge informieren, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen könnten. Die Aktien der Hersteller hatten nach Bekanntwerden des Verdachts spürbar nachgegeben.

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