"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht

Austrian lobbyist Peter Hochegger arrives for the Buwog Media trial at a court in Vienna October 24, 2011. Hochegger is a witness for the Buwog Media trial. REUTERS/Lisi Niesner (AUSTRIA - Tags: POLITICS)
Der Ex-Lobbyist beschreibt das Geldkarussell. Das Urteil dürfte sich verzögern.

Mit der Telekom Austria wurde der PR-Berater und Lobbyist Peter Hochegger so richtig groß. 1996, als „ich das Glück hatte, die Mobilkom als Kunden zu bekommen“, zählte die Agentur Hochegger.Com elf Mitarbeiter. Zwei Jahre später waren es schon 40 Beschäftigte und man überlegte sogar, in der Telekom-Zentrale ein Hochegger-Büro einzurichten. Dem wichtigsten Kunden schlägt man keinen Wunsch ab, auch wenn „ich mich natürlich nicht darüber gefreut habe. Aber was blieb mir anderes übrig?“.

"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht
APA11514410 - 18022013 - WIEN - ÖSTERREICH: Im Telekom-Prozess rund um die Kursaffäre aus dem Februar 2004, in der frühere Telekom Austria-Vorstände auf der Anklagebank sitzen, ist am Montag, 18. Februar 2013, das Beweisverfahren eröffnet worden. Im Bild: Zeuge Gernot Schieszler, der die Kronzeugenstellung anstrebt und deswegen nicht auf der Anklagebank sitzt. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Im Mai 2004 kam der entscheidende Anruf von Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler, der auf den Kronzeugen-Status hofft: „Peter, die Telekom braucht deine Hilfe. Wir müssen für eine Auslandsakquisition 500.000 Euro Prämie zahlen, können das aus Unvereinbarkeitsgründen aber nicht in der Buchhaltung darstellen.“ 30 seiner Mitarbeiter waren damals für die Telekom tätig. Da könne man nicht Nein sagen, schon gar nicht, wenn man noch stärker ins Geschäft kommen will.

"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht
APA11544398-2 - 20022013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Lobbyist Peter Hochegger am Mittwoch, 20. Februar 2013, anl. des Prozesses um die Kursmanipulation der Telekom-Austria-Aktie im Landesgericht für Strafsachen in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Detailliert schilderte Hochegger bei seiner Einvernahme als Zeuge im Kursmanipulationsprozess, wie er seinem Kunden half, rund 500.000 Euro Bargeld für den Broker Johann Wanovits zu lukrieren. Am Mittwoch an seinem 64. Geburtstag, beteuerte Hochegger allerdings, trotz Scheinrechnungen „immer eine Leistung“ erbracht zu haben. Und kam dabei in Erklärungsnotstand.

Die 1,5 Millionen Euro, die Hochegger darauf für eine von Telekom-Mitarbeitern verfasst Osteuropa-Studie verrechnete, habe er tatsächlich für ein ganz anderes, hoch geheimes, von ihm und der Raiffeisen Centrobank aufgesetztes Projekt erhalten. Daraus habe er, quasi aus seiner eigenen Tasche, die 500.000 Euro Bargeld bezahlt. Staatsanwalt Hannes Wandl glaubt diese Version weniger. Jedenfalls marschierte Hochegger mit den Geldpackerln im Koffer, die er vom Konto seiner Zweitfirma Valora behob, „mit einem mulmigen Gefühl über den Stephansplatz“. Während Hochegger von zwei Geldübergaben sprach, erwähnte Schieszler drei.

Netzwerk-Kosten

Bei Wanovits hatte die Telekom aber noch rund 400.000 Euro für den Kursdeal offen. 2008 wieder Anruf Schieszler. Die Telekom habe bei dem Broker noch Aufträge offen, ob er das übernahmen könne. Alles sei mit dem Vorstand akkordiert. Hochegger konnte und beauftragte Wanovits mit vier Studien über insgesamt 390.000 Euro. Auf Nachfragen des souverän agierenden Staatsanwaltes wird klar, dass diese vorgeblichen Studien Scheinprojekte waren. Die er aus einem 880.000 Euro großen Telekom-Auftrag mit dem Titel „Lobbying Beamtenagentur“ löhnte.

"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht
Former Telekom Austria Chief Executive Heinz Sundt arrives for his share manipulation trial at a court in Vienna February 11, 2013. Three former Telekom Austria top managers, including Sundt, along with another former employee and a banker are charged with arranging the mass buying of Telekom Austria shares in 2004, causing a surge in the price that triggered a payout of 9 million euro ($12 million) for managers. REUTERS/Heinz-Peter Bader (AUSTRIA - Tags: BUSINESS CRIME LAW TELECOMS)

Schließlich hatte er, erklärte Hochegger im Verhandlungssaal 203, „hohe Kosten für mein Netzwerk“. Er erwähnt den ehemaligen SPÖ-Technologiesprecher Kurt Gartlehner und den frühere Telekom-Betriebsrat und Christgewerkschafter Franz Kusin. Insgesamt kostete sein Netzwerk pro Jahr so „einige Hunderttausend Euro“. Den teilgeständigen Ex-Vorstand Rudolf Fischer belastete Hochegger nicht direkt, auch nicht die mitangeklagten ehemaligen Vorstände Heinz Sundt und Stefano Colombo. Ein als Zeuge nominierter ehemaliger Hochegger-Partner erschien nicht, Richter Michael Tolstiuk lässt ihn für Donnerstag polizeilich laden.

Da Hocheggers Aussagen von Schieszlers Angaben teilweise abweichen, werden die Verteidiger den Antrag stellen, den möglichen Kronzeugen nochmals vorzuladen. Das für Freitag geplante Urteil dürfte sich daher um einige Tage verzögern.

"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht

Für das Bonusprogramm, das den Telekom-Vorständen und 95 weiteren TA-Managern knapp 8,9 Millionen Euro brachte, musste der Aktienkurs in der letzten Februarwoche 2004 im Durchschnitt auf 11,70 Euro steigen. Da dies zu scheitern drohte, wurde der Broker Johann Wanovits beauftragt, den Kurs in die Höhe zu treiben.

Was mit dem Kauf von 1,2 Millionen Aktien in letzter Minute gelang. Die Vorstände Fischer, Sundt und Colombo kassierten je 392.719 Euro. Wanovits erhielt sein Honorar in bar, das Geld wurde über Scheinprojekte mit dem Lobbyisten Hochegger verrechnet.

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