"Die Telekom braucht deine Hilfe": Hochegger vor Gericht
Mit der Telekom Austria wurde der PR-Berater und Lobbyist Peter Hochegger so richtig groß. 1996, als „ich das Glück hatte, die Mobilkom als Kunden zu bekommen“, zählte die Agentur Hochegger.Com elf Mitarbeiter. Zwei Jahre später waren es schon 40 Beschäftigte und man überlegte sogar, in der Telekom-Zentrale ein Hochegger-Büro einzurichten. Dem wichtigsten Kunden schlägt man keinen Wunsch ab, auch wenn „ich mich natürlich nicht darüber gefreut habe. Aber was blieb mir anderes übrig?“.
Im Mai 2004 kam der entscheidende Anruf von Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler, der auf den Kronzeugen-Status hofft: „Peter, die Telekom braucht deine Hilfe. Wir müssen für eine Auslandsakquisition 500.000 Euro Prämie zahlen, können das aus Unvereinbarkeitsgründen aber nicht in der Buchhaltung darstellen.“ 30 seiner Mitarbeiter waren damals für die Telekom tätig. Da könne man nicht Nein sagen, schon gar nicht, wenn man noch stärker ins Geschäft kommen will.
Detailliert schilderte Hochegger bei seiner Einvernahme als Zeuge im Kursmanipulationsprozess, wie er seinem Kunden half, rund 500.000 Euro Bargeld für den Broker Johann Wanovits zu lukrieren. Am Mittwoch an seinem 64. Geburtstag, beteuerte Hochegger allerdings, trotz Scheinrechnungen „immer eine Leistung“ erbracht zu haben. Und kam dabei in Erklärungsnotstand.
Die 1,5 Millionen Euro, die Hochegger darauf für eine von Telekom-Mitarbeitern verfasst Osteuropa-Studie verrechnete, habe er tatsächlich für ein ganz anderes, hoch geheimes, von ihm und der Raiffeisen Centrobank aufgesetztes Projekt erhalten. Daraus habe er, quasi aus seiner eigenen Tasche, die 500.000 Euro Bargeld bezahlt. Staatsanwalt Hannes Wandl glaubt diese Version weniger. Jedenfalls marschierte Hochegger mit den Geldpackerln im Koffer, die er vom Konto seiner Zweitfirma Valora behob, „mit einem mulmigen Gefühl über den Stephansplatz“. Während Hochegger von zwei Geldübergaben sprach, erwähnte Schieszler drei.
Netzwerk-Kosten
Bei Wanovits hatte die Telekom aber noch rund 400.000 Euro für den Kursdeal offen. 2008 wieder Anruf Schieszler. Die Telekom habe bei dem Broker noch Aufträge offen, ob er das übernahmen könne. Alles sei mit dem Vorstand akkordiert. Hochegger konnte und beauftragte Wanovits mit vier Studien über insgesamt 390.000 Euro. Auf Nachfragen des souverän agierenden Staatsanwaltes wird klar, dass diese vorgeblichen Studien Scheinprojekte waren. Die er aus einem 880.000 Euro großen Telekom-Auftrag mit dem Titel „Lobbying Beamtenagentur“ löhnte.
Schließlich hatte er, erklärte Hochegger im Verhandlungssaal 203, „hohe Kosten für mein Netzwerk“. Er erwähnt den ehemaligen SPÖ-Technologiesprecher Kurt Gartlehner und den frühere Telekom-Betriebsrat und Christgewerkschafter Franz Kusin. Insgesamt kostete sein Netzwerk pro Jahr so „einige Hunderttausend Euro“. Den teilgeständigen Ex-Vorstand Rudolf Fischer belastete Hochegger nicht direkt, auch nicht die mitangeklagten ehemaligen Vorstände Heinz Sundt und Stefano Colombo. Ein als Zeuge nominierter ehemaliger Hochegger-Partner erschien nicht, Richter Michael Tolstiuk lässt ihn für Donnerstag polizeilich laden.
Da Hocheggers Aussagen von Schieszlers Angaben teilweise abweichen, werden die Verteidiger den Antrag stellen, den möglichen Kronzeugen nochmals vorzuladen. Das für Freitag geplante Urteil dürfte sich daher um einige Tage verzögern.
Für das Bonusprogramm, das den Telekom-Vorständen und 95 weiteren TA-Managern knapp 8,9 Millionen Euro brachte, musste der Aktienkurs in der letzten Februarwoche 2004 im Durchschnitt auf 11,70 Euro steigen. Da dies zu scheitern drohte, wurde der Broker Johann Wanovits beauftragt, den Kurs in die Höhe zu treiben.
Was mit dem Kauf von 1,2 Millionen Aktien in letzter Minute gelang. Die Vorstände Fischer, Sundt und Colombo kassierten je 392.719 Euro. Wanovits erhielt sein Honorar in bar, das Geld wurde über Scheinprojekte mit dem Lobbyisten Hochegger verrechnet.
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