Telekom-Affäre: Ex-Vorstand packt aus

Telekom-Affäre: Ex-Vorstand packt aus
Kronzeugen-Regelung: Gernot Schieszler berichtete der Staatsanwaltschaft bereits über alles Verdächtige - nicht nur über Kursaffäre.

In nächster Zeit werden vermutlich mehrere Herrschaften schlecht schlafen. Gernot Schieszler, rund zehn Jahre bei der Telekom und zuletzt Finanzvorstand, hat bei der Staatsanwaltschaft in den vergangenen Wochen über alle Sachverhalte, über die er Bescheid wusste, ausgepackt.

Das betrifft nicht nur die Kursmanipulationen von 2004, die den Telekom-Managern einen Boni-Segen von insgesamt 9,2 Millionen Euro ermöglichte. Schieszler, der bei der Telekom als Vorstandsassistent begonnen hatte, ist über einen Zeitraum von mehreren Wochen immer wieder einvernommen worden. Seine Aussagen sind jetzt grundsätzlich abgeschlossen.

So hat Schieszler über die gesamte Causa Hochegger ausgesagt. Der Ex-Lobbyist hatte von der Telekom insgesamt 25 Millionen Euro an Honoraren erhalten. Anzunehmen ist, dass Schieszler auch einiges über den Immobiliendeal im Umfeld des damaligen Telekom-Vorstands Rudolf Fischer und des ehemaligen ÖBB-Chefs Martin Huber weiß. Sowie über Vorkommnisse, die in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt sind. Da Schieszler umfassend ausgesagt hat, kann jetzt auch kein Druck - von wem auch immer - auf ihn gemacht werden.

Kronzeuge

Telekom-Affäre: Ex-Vorstand packt aus

Schieszler möchte, wie Format berichtete, in den Genuss der Kronzeugen-Regelung kommen - dann würde er mit einer Diversion statt einer Verurteilung davon kommen. Voraussetzung für diese Regelung, die erstmals in Österreich angewendet würde, ist, dass die Aussagen zu einer Verurteilung von Tätern führen.

Der ehemalige Telekom-Vorstand Rudolf Fischer hat bei der Justiz ebenfalls bereits über die Kursmanipulationen ausgepackt: Er, sowie seine Ex-Kollegen Heinz Sundt und Stefano Colombo seien involviert gewesen.

16 fragwürdige Transaktionen

Laut profil ist die interne Revision der Telekom auf 16 fragwürdige Transaktionen zwischen dem Konzern und Hochegger gekommen. Der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly soll 2008 1,1 Millionen Euro Honorar ohne "feststellbare Leistungen" erhalten haben, sein Anwalt dementiert.

Die Finanzmarktaufsicht verteidigt sich wiederum, dass sie wegen der Kursmanipulationen 2004 nicht zur Staatsanwaltschaft ging. Man habe eine Manipulation festgestellt, "allerdings nicht in einem börsegesetzlich strafbaren Sinn". Der Straftatbestand der Kursmanipulation sei damals gesetzlich zu eng gefasst gewesen. Erst 2011 übergab die FMA ihre Unterlagen der Staatsanwaltschaft.

Hochegger dürfte derzeit auf Urlaub in seinem Domizil in Brasilien weilen. Die Staatsanwaltschaft hat damit kein Problem. Er kooperiere mit der Justiz und sei bisher zu jedem Einvernahme-Termin pünktlich erschienen.

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