Teilverkauf an Easyjet: Air Berlin zerschlagen

Air Berlin ist nun komplett zerschlagen.
Der britische Billigflieger kaufte Anteile für 40 Millionen. Das bietet für viele Piloten und Flugbegleiter berufliche Sicherheit.

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin ist komplett zerschlagen. Der britische Billigflieger Easyjet übernimmt für 40 Millionen Euro Teile des Betriebs am Flughafen Berlin-Tegel, wie beide Unternehmen nach langen Verhandlungen in der Nacht auf Samstag mitteilten. Zudem wird Easyjet für 1.000 Mitarbeiter in Berlin Stellen ausschreiben.

Zuletzt hatte sich auch die Thomas-Cook-Tochter Condor um die letzten Unternehmensanteile bemüht. Vor rund zwei Wochen wurde sich die zweitgrößte deutsche Airline bereits mit der Lufthansa über den Kauf von mehreren Unternehmensteilen einig. Zudem hatte die Berliner Zeitfracht-Gruppe im Frachtbereich zugegriffen.

Easyjet stärkt mit dem Zukauf sein Standbein in Deutschland. Durch den Deal steige Easyjet zur größten Airline in der Hauptstadt auf, teilte der zweitgrößte europäische Billigflieger nach Ryanair mit. In der Wintersaison würden bereits Flüge ab Berlin-Tegel ins Angebot genommen, welche ab Sommer noch verstärkt würden. Bisher flog Easyjet nur von Berlin-Schönefeld. Konkret leasen die Briten bis zu 25 A320-Flugzeuge und erwerben Slots, also die Zeitfenster für Abflüge und Landungen.

Berufliche Sicherheit

Der geplante Verkauf der letzten Unternehmensteile der insolventen Air Berlin an Easyjet bietet nach Einschätzung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vielen Piloten und Flugbegleitern berufliche Sicherheit. "Es ist eine gute Nachricht, dass nun auch Easyjet einen Teil der insolventen Air Berlin kauft, weil damit rund 1.000 Arbeitsplätze gesichert werden können", teilte Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle am Samstag in Berlin mit.

Air Berlin beschäftigte zum Zeitpunkt der Insolvenz im Sommer etwa 8.000 Mitarbeiter, von denen viele mit dem Aus für ihren Arbeitgeber einer unsicheren Zukunft gegenüberstehen. Die Lufthansa übernimmt die Töchter Niki und LGW und damit auch 1.700 Air-Berlin-Mitarbeiter. Zudem können sich Beschäftigte auf 1.300 neue Stellen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings bewerben. Bei EasyJet können sich nun 1.000 Mitarbeiter um neue Jobs bemühen. Für die rund 1.200 Beschäftigten des Bodenpersonals soll es eine Auffanglösung geben, die Air Berlin selbst und der Berliner Senat finanzieren wollen.

Letzter Flug am Freitag

Air Berlin wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben. Nach der Insolvenz Mitte August wurde die Fluglinie zerschlagen. Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 war am Freitag in München gestartet und in Berlin-Tegel gelandet.

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