Syndikatsvertrag: OMV als Vorbild für Telekom Austria?

Gates überrundete heuer den 74-jährigen mexikanischen Telekom-Tycoon Carlos Slim Helu, der mit einem Vermögen von 72 Milliarden Dollar auf dem zweiten Platz landete.
Milliardär Slim, der über America Movil rund 25 Prozent an der Telekom Austria hält, könnte billig zukaufen.

Ab Mittwoch könnte der mexikanische Milliardär Carlos Slim, der über America Movil rund 25 Prozent an der Telekom Austria hält, billig zukaufen. Die zwölfmonatige Frist, innerhalb der Slim bei einem Übernahmeangebot mindestens neun Euro je Aktie zahlen müsste, ist abgelaufen. Jetzt kann Slim, nach der Staatsholding ÖIAG (28,4 Prozent) der zweitgrößte Telekom-Aktionär, zum aktuellen Börsekurs (5,58 Euro) zukaufen, bis er auf 30 Prozent kommt. Geht er darüber, kann er das Übernahmeangebot zum Durchschnittskurs der letzten sechs Monate legen. Im Vergleich zu seinem Einstiegspreis fast schon ein Schnäppchen.

Zuvor müsste Slim noch eine kleine Hürde überwinden. Laut Außenwirtschaftsgesetz muss das Wirtschaftsministerium zustimmen, wenn ein Investor aus einem Nicht-EU-Land mehr als 25 Prozent an einem zentralen Infrastrukturunternehmen übernehmen will. Nicht anzunehmen, dass das Ministerium blockiert.

In nächster Zeit allerdings wird vermutlich gar nichts passieren. America Movil sendet – noch – keine Signale in Richtung Aufstockung. Der Übernahmetrupp des reichsten Mannes der Welt ist mit der Milliardenschlacht um den niederländischen Telekom-Konzern KPN mehr als ausgelastet. „Wir haben derzeit keine Indikationen, dass sich die Aktionärsstruktur der Telekom strukturell verändert“, sagt ÖIAG-Sprecher Bernhard Nagiller. Sollte dies der Fall sein, werde man die Situation neu bewerten.

Verschiedene Szenarien

Hinter den Kulissen freilich werden schon seit Längerem mögliche Szenarien durchgespielt. Um den Staatsanteil langfristig abzusichern, ist auch das Modell OMV in Überlegung.

Syndikatsvertrag: OMV als Vorbild für Telekom Austria?
OMV-Debakel mit Auswirkungen
Beim heimischen Mineralölkonzern hat die ÖIAG ihren Anteil mit der IPIC, dem Staatsfonds von Abu Dhabi, unbefristet syndiziert. Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Die ÖIAG könnte also einen ähnlichen Syndikatsvertrag mit America Movil abschließen. Allerdings müsste in diesem Fall den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht werden.

Die Belegschaftsvertreter der Telekom forderten kürzlich in einem Brief an Slim „ein klares Bekenntnis zur ÖIAG als gleichberechtigter Partner“. Eine Abstimmung zwischen America Movil und der Staatsholding bei strategischen Punkten „ist daher aus unserer Sicht zwingend notwendig“. Eine Lösung wie bei der OMV „wäre eine durchaus überlegenswerte Variante für die Telekom. Entscheidend ist, dass die ÖIAG als starker Kernaktionär an Bord bleibt“, meint Alexander Sollak, Betriebsratschef der Telekom Austria AG.

Sowohl ÖVP als auch SPÖ wollen verhindern, dass sich der Staatsanteil bei einer Kapitalerhöhung der Telekom verwässert. Bei der derzeit laufenden Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen kann die Telekom noch ohne Kapitalerhöhung mithalten. Frisches Geld wird die Telekom aber spätestens dann brauchen, sollte sie das Bieter-Rennen um den rund eine Milliarde Euro schweren serbischen Kabelnetzbetreiber Serbia Broadband gewinnen.

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