Studie: Stromverbrauch von Haushaltsgeräten geschönt

Energielabel: Tests müssen realitätsnaher werden.
Die Energiewerte weichen laut europäischer Studie oft drastisch von Herstellerangaben ab.

Viele Haushaltsgeräte verbrauchen einem Zeitungsbericht zufolge im Alltag deutlich mehr Energie, als beim Kauf im Geschäft versprochen. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine Studie mehrerer europäischer Umweltschutzorganisationen.

Woran es mangelt

Schuld an den teils drastischen Differenzen zwischen Labor und Wohnzimmer sind demnach vor allem nicht eindeutige und technisch veraltete Tests, nach denen der Verbrauch der Geräte gemessen wird.

Hinzu kämen fehlende oder verwirrende Informationen für die Verbraucher, wenn sich durch veränderte Geräteeinstellungen oder eine neue Software der Stromverbrauch erhöhe, kritisieren die Umweltschutzorganisationen Clasp, Ecos, EEB und Topten dem Bericht zufolge.

Durch strengere Design- und Effizienz-Vorgaben will die EU den Energieverbrauch in Europa bis 2020 um fast ein Zehntel senken. Jeder Haushalt könnte dadurch jährlich fast 500 Euro sparen, zugleich würden Klima und Umwelt geschont.

Wer ist für Tests zuständig?

Die konkreten Verbrauchstests für die Geräte auszuarbeiten sei aber Sache der verschiedenen Standardisierungs-Organisationen, heißt es laut "SZ" von der EU-Kommission. Dort handelten Vertreter aus Industrie, Forschung und Verbraucherschutz im Konsens entsprechende Normen aus. Diese anzupassen sei oft ein langwieriger Prozess.

Neue Tests näher am Alltag

Für ihre Studie ließen die Organisationen dem Bericht zufolge neue Tests entwickeln, die näher am Alltag und der aktuellen Technik sein sollen. So wurden beispielsweise Ultra-HD-Fernseher auch mit entsprechendem Videomaterial und der aktuellsten Software geprüft, bei der Verbrauchsmessung von Kühlschränken wurden auch die Türen geöffnet und geschlossen. So etwas ist in den Norm-Messungen nicht vorgesehen, auf deren Basis das EU-weite Energielabel zwischen "A+++" und "G" vergeben wird.

Extreme Unterschiede

Je nach Gerät stieg der Verbrauch demnach häufig um 20 bis 30 Prozent, in einem Extremfall war er sogar mehr als doppelt so hoch, wie die "SZ" berichtet. Allerdings nennt die Studie weder Herstellernamen noch Modelle, weil jeweils nur ein Gerät getestet wurde. Offizieller Standard wären mindestens vier Geräte desselben Modells. Die Untersuchung könnte also angreifbar sein.

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