Kreditzinsen steigen in Österreich besonders stark

Kreditzinsen steigen in Österreich besonders stark
Durch EZB-Leitzinserhöhungen werden Zinszahlungen laut einer Allianz-Studie für Private und Unternehmen bis 2022 um sechs Milliarden Euro steigen.

Von den zu erwarteten EZB-Leitzinserhöhungen und höheren Bankkreditzinsen wird Österreich überdurchschnittlich stark betroffen werden. Für Privathaushalte und Unternehmen dürften die Zinszahlungen bis zum Jahr 2022 um rund 6 Mrd. Euro steigen. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung sei dies einer der kräftigsten Anstiege in der Eurozone, so eine Allianz Studie.

Nur in Portugal sollte im Falle einer "sanften" geldpolitischen Normalisierung der Anstieg noch stärker ausfallen. Am geringsten betroffen wäre Deutschland, geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Allianz-Studie "Keine Angst vor steigenden Zinsen" hervor.

Verglichen werden dabei die Zinszahlungen im Jahr 2016 mit den für das Jahr 2022 geschätzten. Im Basisszenario einer "sanften Normalisierung" der Geldpolitik beginnt die Europäische Zentralbank (EZB) mit den Leitzinserhöhungen im Jahr 2019 und erhöht ihn bis Ende 2022 auf 2 Prozent. Im zweiten Szenario einer "moderaten Normalisierung" geht die Allianz von einem Leitzins von 3 Prozent und bei "kräftiger Normalisierung" von 4,25 Prozent aus.

In der gesamten Eurozone würden im Falle eine sanften Normalisierung im Jahr 2022 die Zinszahlungen mit 483 Mrd. Euro um 156,6 Mrd. Euro höher liegen als im Jahr 2016.

Vorteile durch Stabilität

Österreich profitiere derzeit noch stark von seinem Status als stabiles Euro-Kernland, so Allianz Investmentbank-Vorstand Martin Bruckner in der Presseaussendung. Die Zinsen sowohl für Haushalte als auch Unternehmen lägen deutlich unter dem Euro-Durchschnitt. Mit Fortsetzung der Erholung im Euroraum dürfte sich dieser Zinsvorsprung aber wieder zurückbilden.

Die österreichischen Privathaushalte haben laut Studie von den Niedrigzinsen besonders stark profitiert. Die Zinszahlungen seien von über 17 Mrd. Euro im Jahr 2008 auf knapp 8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr zurückgegangen. Ihr Anteil an der entsprechenden jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP) verringerte sich von 5,9 auf 2,2 Prozent und dürfte bis 2022 wieder auf 3,3 Prozent ansteigen.

In der gesamten Eurozone sind die privaten Schulden seit Ende "Nuller-Jahre" um 16 Prozentpunkte zurückgegangen, die jährlichen Zinszahlungen verringerten sich zwischen 2008 und 2016 um fast 300 Mrd. auf 326,4 Mrd. Euro. Zusammengerechnet ersparte sich der private Sektor in diesem Zeitraum rund 1.550 Mrd. Euro. Am stärksten profitiert haben private Schuldner in Irland, Spanien und Portugal.

Steigende Zinsen seien natürlich keine willkommene Neuigkeit für private Schuldner, unter dem Strich seien sie aber in ganz Europa in der Verfassung, diese Belastung zu verkraften, heißt es in der Studie.

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