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Großteil der heimischen Unternehmen gendert
60 Prozent der Großunternehmen gendern einer Studie zufolge ihre Texte. Binnen-I und Paarform schlagen Generalklausel.
09/06/2014, 01:55 PM
Österreichs Großunternehmen nehmen Rücksicht auf geschlechtergerechte Sprache: Laut einer Studie über die 500 Top-Betriebe gendern 60 Prozent ihre Texte, 31 Prozent tun dies zumindest gelegentlich.
Meist wird die weibliche und männliche Form (66 Prozent) oder das Binnen-I (55 Prozent) verwendet. Die Befragung wurde von SLP Research & Consulting und dem Focus Institut durchgeführt. Die Agentur "wortwelt" ließ in der Diskussion über das Binnen-I die Position der Wirtschaft ermitteln, hieß es in einer Aussendung.
Demnach gendern 60 Prozent der Großunternehmen ihre Texte und am häufigsten werden die vollständige Paarform und das Binnen-I verwendet. Die Generalklausel, also der Hinweis, dass bei männlichen Formen auch Frauen "mitgedacht" werden, nutzen nur 35 Prozent.
Gendern will geübt sein

Wussten Sie, dass ...
... die Spielzeugfirma Playmobil seit einem Jahr eine Bankräuberin im Sortiment hat? Sie ist Teil des Sets "Bank mit Geldautomat", hat blondes Haar, eine rote Handtasche, Sonnenbrillen und eine Pistole. Die Farbe Pink darf freilich auch hier nicht fehlen – bei den Schuhen nämlich.
... es 1976 die erste Playmobil-Frau gab? Der Sozialwissenschaftler Sacha Szabo hat die Playmobil-Welt durchleuchtet und sagt dazu: "Sie hatte ein kleines Hängerkleidchen, keine Brüste, das Geschlecht war sozial konstruiert. Es war Gender, aber kein Sex." Erst 1989 bekamen die Frauen Brüste.
... es bei Lego, neben zahlreichen männlichen "Mini-Figuren" durchaus schon emanzipierte Damen gibt? Zwar noch in der Minderzahl, aber immerhin: eine Amazonin, eine Chirurgin, eine Zoologin, verschiedene Sportlerinnen, einen weiblichen Rockstar oder eine Wissenschaftlerin. Laut Beschreibung auf der Lego-Website gewann sie sogar den "Nobrick-Price". Es gibt neben einem Roboterschurken übrigens auch eine Lego-Roboterdame.
... die Farbe Pink einst die Farbe für Buben war? Es galt als das "kleine Rot" – symbolisch für Blut, Kampf, Leidenschaft. Ein kräftiges Pink hingegen hielt sich lang als "männliche" Farbe – vor allem in den USA. So hieß es im Ladies Home Journal 1918: "Pink ist die kräftigere, für Buben geeignetere Farbe." Das "kleine Blau" für die Mädchen war die Farbe der Jungfrau Maria. Dem Bürgertum entsprang der Wunsch, ein farbliches Gegenüber für Mädchen zu schaffen: das zarte Rosa.
... in Schweden zum Weihnachtsfest 2013 ein geschlechtsneutraler Spielzeugkatalog auf den Markt gekommen ist? "Top Toy" ist einer der größten Spielwarenhersteller, er zeigte erstmals Mädchen, die mit NERF-Guns spielen und Buben, die mit Fön und Bürste einem Mädchen die Haare machen. Schweden ist anders – dort ist das Engagement für eine Gleichstellung der Geschlechter seit Jahren sehr intensiv. Folgen: Geschlechtsneutrale Pädagogik an Schulen oder die Einführung des geschlechtsneutralen Personalpronomens "hen".
... Gender-Marketing-Experten auch deshalb das Weibliche ins Visier nehmen, weil 80 Prozent der Frauen über das Haushaltsbudget entscheiden?
... die Kinder in den ersten 18 Monaten noch keinen "Geschlechtsunterschied" beim Spielen erkennen? Erst um das dritte Lebensjahr zieht es Mädchen eher an den Puppenherd und Buben vermehrt zur Eisenbahn.
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