Streik bei Germanwings ist zu Ende

 
Auch acht Verbindungen von und nach Wien fielen aus. Zu gröberen Behinderungen kam es nicht.

Die Piloten der Lufthansa-Tochter Germanwings haben ihren befristeten Ausstand Freitagmittag beendet. Die Airline bestätigte, dass um 12.00 Uhr der Flugbetrieb wieder aufgenommen worden sei. Allerdings könne es durch Verzögerungen und Verschiebungen auch am Nachmittag vereinzelt noch zu Streichungen kommen.

Durch den sechsstündigen Streik waren von geplanten 164 insgesamt 116 Flüge ausgefallen und rund 15.000 Passagiere betroffen. In Österreich waren acht Flüge zwischen Wien-Schwechat und Hamburg, Köln/Bonn und Stuttgart betroffen.

Trotz der Streiks der Piloten war es an den betroffenen Airports zu keinen größeren Behinderungen gekommen, bestätigen Sprecher der Airports übereinstimmend. Viele Fluggäste seien im Voraus über ihre Reisebüros, SMS oder Mails informiert worden. Die Streiks hätten bei der Airline einen wirtschaftlichen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht, sagte ein Unternehmenssprecher.

Folgende Flüge von Deutschland nach Wien waren betroffen:

Flugnummer Flugzeit
4U 2758 Stuttgart (STR) Wien (VIE)

06:50-08:00

4U 2754 Stuttgart (STR) Wien (VIE)

14:55-16:05

4U 756 Köln-Bonn (CGN) Wien (VIE)

06:55-08:25

4U 7752 Hamburg (HAM) Wien (VIE)

06:55-08:25

Von Wien-Schwechat nach Deutschland fielen folgende Flüge aus:

Flugnummer Flugzeit
4U 2759 Wien (VIE) Stuttgart (STR)

08:45-09:55

4U 757 Wien (VIE) Köln-Bonn (CGN)

09:05-10:35

4U 7753 Wien (VIE) Hamburg (HAM)

09:05-10:35

4U 2755 Wien (VIE) Stuttgart (STR)

16:45- 17:55

Hintergrund des Konflikts bei Europas größter Airline ist der Streit um die Übergangsrente für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo. Die Piloten hatten bereits Anfang April mit einem dreitägigen Streik Europas größte Fluglinie weitgehend lahmgelegt.

Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die aktuelle Regelung zur Übergangsrente will die Airline bis 2016 beibehalten, um ausreichend Zeit für Verhandlungen zu haben.

Zu den Fluginformationen von Germanwings

Worum geht es bei dem Streit?

Hintergrund ist ein Konflikt um den finanziell gut gepolsterten Vorruhestand der rund 5.400 Piloten und Co-Piloten. Sie bekommen bisher bis zum Pensionsantritt eine Übergangsversorgung von bis zu 60 Prozent ihres letzten Bruttogehalts. In der Regel kommen sie auf ein Jahreseinkommen von 124.000 Euro brutto bis zur gesetzlichen Rente. Lufthansa will die dadurch für das Unternehmen entstehenden Kosten durch eine Neuregelung verringern.

Was schlägt Lufthansa vor?

Im Schnitt gehen die Lufthansa-Piloten derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Die Fluggesellschaft will das durchschnittliche Eintrittsalter auch wegen der international auf 65 Jahre hochgesetzten Altersgrenze für Verkehrspiloten schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Zudem sollen Piloten, die ab 1. Jänner 2014 bei Europas größter Fluggesellschaft angefangen haben, die Kosten für die Frühpensionierung selbst tragen. So gut wie keine Einschnitte müssen Lufthansa zufolge Kapitäne fürchten, die kurz vor der Frühpension stehen.

Was sagt die Gewerkschaft zu den Plänen?

VC argumentiert mit der besonderen Belastung der Piloten durch ihren Job und spricht von "sozialem Kahlschlag". "Wir wollen den Status Quo erhalten, dass Piloten selbstbestimmt in den Ruhestand gehen können", sagt ein VC-Sprecher. Cockpit ist bereit, Kostensenkungen gegenüber dem bisherigen Vertrag zu akzeptieren. "Hierzu bedarf es aber eines grundsätzlichen Willens seitens des Managements zu einem Kompromiss, statt eines Kahlschlages", fordert die Gewerkschaft.

Warum sind die Gespräche geplatzt?

Lufthansa wollte mit der Gewerkschaft einen Fahrplan für die sehr komplexen Tarifverhandlungen vereinbaren - 15 Themen stehen insgesamt auf der Agenda. Cockpit ging es hingegen um die Übergangspensionen. Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens argumentiert: "Es ist nicht realistisch, über ein neues Modell für eine zukunftsfähige Übergangsversorgung an einem einzigen Tag eine Einigung zu erzielen".

Was belastete die Gespräche noch?

Wenige Stunden vor Beginn der Verhandlungen kündigte VC einen Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings für Freitag an, sollten die Verhandlungen ergebnislos verlaufen. "Wir sind sehr enttäuscht über dieses Vorgehen", sagt eine Unternehmenssprecherin.

Wieso will Lufthansa den Tarifvertrag zur Übergangspension ändern?

Das Unternehmen argumentiert mit hohen Kosten und verweist auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes, wonach die Piloten bis 65 fliegen könnten, sofern sie fit bleiben. Bis zu dem Urteil im Jahr 2011 galt bei der Lufthansa eine interne Altersgrenze von 60 Jahren. Drei Lufthansa-Piloten hatten vor Gericht dagegen gekämpft, mit 60 Jahren in den Zwangsruhestand geschickt zu werden. Im vergangenen September kündigte die Lufthansa die Tarifverträge zur Übergangsversorgung zum Jahresende 2013.

Was kostet die Frühpensionierung?

Lufthansa beziffert die Versorgungsverpflichtung für die Piloten zum Stichtag 31. Dezember 2013 auf 1,1 Mrd. Euro. Die Fluggesellschaft will die Übergangspension so gestalten, "dass wir sie finanzieren können". Die Piloten argumentieren, die Maßnahme sei für das Unternehmen fast kostenneutral. Schließlich bekämen die älteren Kollegen ein höheres Gehalt als die jüngeren. Wenn die Älteren in die Frühpension gingen, würden junge Piloten eingestellt. Dies senke die Kosten pro Durchschnittspilot.

Warum dreht Lufthansa an der Kostenschraube?

Neben den aggressiven Billigfliegern setzen auch die schnell wachsenden Airlines vom Arabischen Golf der "Kranichlinie" zu. Staatlich gestützte Angreifer-Airlines wie Turkish oder Emirates drücken die Margen. Die Lufthansa sorgt sich um wachsende Konkurrenz durch Billigflieger - dieses Mal auf den lukrativen Langstrecken.

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