Straßenbahn-Auftrag: Sonderzug zum Gericht

Straßenbahn-Auftrag: Sonderzug zum Gericht
Siemens dürfte Vergabe an Bombardier beeinspruchen.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Straßenbahn-Großauftrag der Wiener Linien dürfte vor dem Verwaltungsgericht Wien fortgesetzt werden. Siemens wird die Vergabe an den Konkurrenten Bombardier voraussichtlich beeinspruchen. Dafür hat Siemens noch bis zum 10. Dezember Zeit. Das Gericht muss dann innerhalb von sechs Wochen entscheiden, ob der Zuschlag an Bombardier rechtens war. Offiziell hält sich Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun zum Gang vor Gericht bedeckt: "Natürlich sind wir sehr enttäuscht, dass wir den Auftrag nicht bekommen haben. Ob wir rechtliche Schritte dagegen unternehmen, prüfen wir noch."

Preisfrage

Insider halten freilich einen Einspruch bereits für fix. Vor allem deswegen, weil die Entscheidung extrem knapp war. Bombardier lag mit seinen Garnituren des Typs Flexity dem Vernehmen nach in der Gesamt-Bewertung nur einen Punkt vor Siemens. Gepunktet hat Bombardier vor allem beim Preis von 562 Millionen Euro für die 156 Garnituren, der um mehr als 30 Millionen unter dem Siemens-Niveau gelegen haben soll.

Ebenfalls besser bewertet wurde von den Wiener Linien offenbar der Wartungsplan von Bombardier. Die laufende Wartung erfolgt zwar wie bei den Siemens-Garnituren durch das Personal der Wiener Linien, aber im Auftrag und auf Risiko des Herstellers.

Bilder: Die neue Flexity von Bombardier

Straßenbahn-Auftrag: Sonderzug zum Gericht

bombardier…
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Zwar hat Siemens ebenfalls angeboten, die Servicekosten zu übernehmen, allerdings ist das Image der alten Siemens-Garnituren in Sachen Service und Wartung schlecht. 2012 hatte das Wiener Kontrollamt massiv kritisiert, dass die Wartung nicht nur zu teuer ist, sondern dass praktisch ständig ein Viertel der Garnituren wegen Wartungs- und Servicearbeiten nicht zur Verfügung stünden. Diese Kritik und Druck von Bombardier hatten auch dazu geführt, dass der Auftrag überhaupt ausgeschrieben wurde. Denn ursprünglich hatte Siemens eine Option auf die Lieferung weiterer 150 ULF-Garnituren.

Siemens führt für den bevorstehenden Einspruch auch die hohe österreichische Wertschöpfung seiner Garnituren ins Treffen: Siemens fertige – so Konzernsprecher Walter Sattlberger – die Straßenbahnen zu 100 Prozent im Wiener Werk, das das weltweite Kompetenzzentrum des Konzerns für Straßenbahnen und U-Bahnen ist. Bei Bombardier liege der Anteil nur bei höchstens 40 Prozent. Was Bombardier-Sprecherin Karin Schwarz postwendend dementiert: "Dieses Fahrzeug wird zur Gänze in Wien gebaut." Weitere Pluspunkte für den ULF sieht Siemens beim Platzangebot für Kinderwägen bzw. Rollstühle. Auch sei der ULF mit Platz für 218 Fahrgäste geräumiger als das Konkurrenzfahrzeug mit 211.

Ein Grund für den Einspruch ist auch die Auslastung des Siemens-Werks in Simmering: Ohne den ULF-Auftrag wackeln dem Vernehmen nach 100 bis 150 der rund 2000 Jobs.

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