Strabag: Haselsteiner-Verbleib fraglich
Die Marktgerüchte verdichten sich wieder, dass Hans Peter Haselsteiner – Gründer, Chef und Großaktionär des fast 14 Milliarden Euro Umsatz schweren Bauriesen – wesentlich früher als geplant die Führung des Konzerns abgibt. Dem Vernehmen nach könnte bereits diese Woche eine Entscheidung fallen.
Vor sechs Wochen hatte der Konzern einen vorzeitigen Abgang noch entschieden dementiert. Haselsteiner werde – so die offizielle Lesart – bis zur Hauptversammlung über das Jahr 2014 im Sommer 2015 zurücktreten. Das sei immer so geplant gewesen. Haselsteiners Vertrag läuft bis Ende 2015.
Überraschung
Der 68-jährige Konzernchef, dem über eine Familienstiftung 29,5 Prozent der Strabag gehören, dementiert einen möglichen vorzeitigen Rückzug jedenfalls nicht. "Lassen Sie sich überraschen", reagiert er eher launig auf die KURIER-Anfrage. Fragen, warum die Strabag-Welt vor sechs Wochen noch ganz anders ausgesehen hat, beantwortet er nicht: "Kein Kommentar." Ein eindeutiges Dementi dagegen kommt aus dem Aufsichtsrat. "Das ist ein völliger Blödsinn", reagiert Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer. Haselsteiner bleibe, so der Ex-Bundeskanzler, wie geplant bis Mitte 2015 an der Spitze des Baukonzerns.
Keine Stellungnahme war vorerst vom größten Einzelaktionär, der Raiffeisen-Gruppe zu bekommen. Raiffeisen hält zusammen mit der Versicherungsgruppe UNIQA 30,5 Prozent der Strabag. 17 Prozent gehören dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska, der seinen ursprünglichen Viertelanteil wegen Finanzierungsproblemen reduzieren musste. 23 Prozent sind seit dem Börsegang im Oktober 2007 in Streubesitz.
Rätselraten herrscht auch darüber, wer Haselsteiner nachfolgen könnte. Der Konzern selbst wünscht sich einen konzerninternen Nachfolger, der bisher aber noch nicht wirklich aufgebaut wurde. Größte Chancen werden demnach auch Haselsteiners Vize Fritz Oberlerchner eingeräumt. Dieser stößt freilich mit 63 in einigen Jahren ebenfalls an die Altersgrenze und braucht bald selbst einen Nachfolger. Haselsteiner soll daher seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem weiteren, jüngeren Kandidaten für den Strabag-Chefsessel. Einer davon könnte sein Sohn Klemens sein, der nicht in der Strabag sondern als Wirtschaftsprüfer arbeitet. Ein Chef von außerhalb wäre für die Strabag, so Haselsteiner ein großes Risiko und außerdem "ein Armutszeugnis".
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