Steuerreform: Was haben die Österreicher mit dem Geld gemacht?

OECD-Chefökonomin Catherine Mann
Ein Großteil der Zusatz-Einkommen ist noch gar nicht im Wirtschaftskreislauf angekommen.

Die Steuerreform und höhere Investitionen haben das Wachstum in Österreich 2016 angeschoben, analysierte die Reiche-Staaten-Organisation OECD am Montag in Paris. Ein Teil der Konsumausgaben warte aber noch darauf, ausgegeben zu werden: Die Österreicher hätten nämlich ungefähr die Hälfte ihres Zusatz-Einkommens durch die Steuerentlastung für später aufgespart.

Die OECD erwartet in ihrem jüngsten Ausblick für Österreich ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent heuer und nächstes Jahr sowie von 1,3 Prozent 2018. Die Produktionsbetriebe seien an sich durchaus fit. Hingegen sei der Dienstleistungssektor wenig produktiv und zu teuer.

Was wiederum die Industrie belastet, die diese Kosten "schlucken" muss – worunter die Wettbewerbsfähigkeit und Exportleistung leiden. Als Hemmschuhe wertet die OECD überdies strikte Berufszugangshürden (Stichwort Gewerbeordnung), die Bankenabwicklung (HETA) und – für Österreich eher neu – die "politische Unsicherheit, die das Vertrauen der Investoren und Konsumenten beeinträchtigen könnte".

USA auf Schuldenpfad

Dass der designierte US-Präsident Donald Trump ein üppiges Füllhorn ausschütten will, bleibt nicht ohne Folgen. Die geplanten Konjunkturpakete und Steuersenkungen lassen einen kräftigen Anschub des Wachstums erwarten. Das von der OECD prognostizierte Plus von 2,3 Prozent (2017) und 3,0 Prozent (2018) ist allerdings mit steigenden Staatsschulden erkauft. Dass die USA mehr in die marode Infrastruktur stecken, wird positiv bewertet. Langfristig werde das aber Sparmaßnahmen erfordern.

Das britische Wachstum wird sich 2018 durch den Brexit auf 1,0 Prozent halbieren, glaubt die OECD: Der Konsum wachse kaum noch, die Investitionen hätten ins Negative gedreht. Und (was nicht nur negativ ist) bei den Immobilienpreisen habe sich der Anstieg eingebremst. "Die Wirtschaft befindet sich im Abwarten-Modus", kommentierte OECD-Chefökonomin Catherine Mann.

Welthandel bremst sich ein

Sorgen bereitet ihr auch der schwache Welthandel. Dieser steht freilich schon seit 2011 auf der Bremse, also lange bevor Trump und Konsorten angekündigt hatten, neue Handelshürden errichten und Strafzölle verhängen zu wollen. Das Wachstum des Welthandels habe sich "sehr, sehr dramatisch abgeschwächt", sagte Mann. Statt längerfristig um vier Prozent wachse die Weltwirtschaft nur um weniger als drei Prozent.

Das klingt vernachlässigbar. Tatsächlich habe dieses globale Schwächeln aber Folgen für die Menschen: "Bei diesem schwachen Wirtschaftswachstum können die Regierungen ihre Versprechen an die Bürger nicht einlösen", warnte Mann. Seien es nun Jobs für die vielen arbeitslosen Jugendlichen oder stabile Pensionen.

Steuerreform: Was haben die Österreicher mit dem Geld gemacht?
Prognose Wirtschaftswachstum 2016/17/18 in ausgewählten Ländern -Balkengrafik GRAFIK 1283-16, Format 88 x 94 mm

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