Standort Österreich: Besser, aber noch lange nicht gut

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Was macht die Schweiz so viel besser? Österreich in Deloitte-Ranking weltweit auf Platz 19.

Geografisch ist es nur ein Hupfer in die Schweiz. In Sachen Wettbewerbsfähigkeit ist es für Österreich allerdings noch ein weiter Weg: Die Schweizer sind als Wirtschaftsstandort weltweit das Maß der Dinge. Sie führen das Standortranking der Wirtschaftsberatung Deloitte an, das fünf andere große Ranglisten auswertet.

Österreich liegt dort aktuell auf Platz 19. Die Schweizer sind in allen fünf Rankings in den Top Ten, Österreich schafft es bei vier gerade einmal in die Top zwanzig. Woher kommt das? Der diametrale Unterschied sei das Bewusstsein in der Bevölkerung, sagt Deloitte-Österreich-Chef Bernhard Gröhs. "Wir sind traditionell unmündiger als die Schweizer." Den Eidgenossen sei bewusst, dass sie selbst für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich seien. Das fehle bei uns, so Gröhs: "Daran müssen wir arbeiten. Es gibt nämlich keinen Dritten, der uns den Wohlstand bezahlt."

Tendenziell verbessert

Standort Österreich: Besser, aber noch lange nicht gut
Deloitte Radar

Die positive Nachricht: Die langjährige Talfahrt in Sachen Standortattraktivität ist gestoppt. Der Wert, den Deloitte über sieben Kategorien berechnet, ist gegenüber dem Vorjahr von 2,86 auf 3,00 Punkte (von 5 möglichen) gestiegen. Die Steuerreform, Start-up-Förderung, Schulautonomie-Paket, das Bekenntnis zu Bürokratieabbau und das Arbeitsprogramm der Regierung ließen gute Ansätze erkennen - mit viel Luft nach oben.

Standort Österreich: Besser, aber noch lange nicht gut
Deloitte Standortranking Radar
Die Vision müsse es sein, bis 2025 unter den Top Ten der Welt zu sein. Dazu sollte man es in der EU aufs Stockerl der besten Drei schaffen, sagte Gröhs: "Wirtschaft wächst vom Glauben an die Zukunft." 2017 gebe es die Chance für eine dauerhafte Trendwende. Die Konjunkturprognosen entwickeln sich positiv. Die Unternehmen investieren nicht mehr nur in mehr Effizienz (also Kostensenkung), sondern schwenken um auf Expansionskurs. Es wird wieder Geld in neue Produkte und Umsatzwachstum investiert.

Kostenfaktoren Föderalismus und Sozialpartner

Ausgezeichnet liegt Österreich bei der Lebensqualität, sehr gut bei Forschung und Innovation und Infrastruktur. Die großen Mankos sind unverändert die hohen Kosten und die viele Bürokratie. "Der Förderalismus und die Sozialpartnerschaft verursachen hohe Kosten", sagt Gröhs. Er nimmt als Beispiel die "unnötigen Regulatorien im Baubereich". Diese würden die Baukosten hochtreiben.

Deloitte-Partnerin Gundi Wentner zitiert das Schulautonomie-Paket. Hier sei ein "Wahnsinnsaufwand" notwendig gewesen, unterm Strich wurde relativ wenig Reformfortschritt bewirkt. "Wenn man sich das genau ansieht, wird sich im Endeffekt sehr wenig ändern."

Richter sind angesteckt

Das mangelhaft ausgeprägte wirtschaftliche Denken in Österreich wirke sich bis hin zur Justiz aus, bemerkte Gröhs. Er macht das fest an drei Urteilen zur Untreue, zu Privatstiftungen und zur ominösen dritten Piste des Flughafen Wiens. Da seien jeweils Wertungsentscheidungen getroffen worden, die tendenziell negativ für die Wirtschaft seien.

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Deloitte

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