Standort Österreich stagniert: "Keine Sorge"

Wettbewerbsfähigkeit unter der Lupe
Österreich nur auf Platz 25 von 63 Ländern. Experte beruhigt: Langfristige Faktoren deuten auf bessere Wettbewerbsfähigkeit hin.

Wie schneidet der Standort im internationalen Vergleich ab? Das ist in Österreich seit Jahren ein heftiger Zankapfel. Industrie und Wirtschaftskammer beklagen die stetige Verschlechterung, Arbeiterkammer und Gewerkschaftsvertreter halten das für neoliberale Propaganda.

Am Mittwoch veröfentlichte die Schweizer Businessschule IMD ihr jüngstes Ranking zur Wettbewerbsfähigkeit. Österreich durfte dank besserer Konjunktur, Steuerreform und erleichterter Start-up-Finanzierung auf Aufwind hoffen. Stattdessen wurde es Platz 25 unter 63 Ländern – nach Rang 24 im Vorjahr, weil China Österreich überholt hat.

Standort Österreich stagniert: "Keine Sorge"
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"Ich wäre nicht zu sehr besorgt", relativiert IMD-Professor Arturo Bris jedoch im Gespräch mit dem KURIER. Für die Verschlechterung waren nämlich kurzfristige Faktoren verantwortlich. So seien (von hohem Niveau ) die Direktinvestitionen 2016 stark gefallen, was Österreich in dieser Kategorie auf den letzten Platz katapultierte. Schwache Exporte, hohe Inflation und Lebenskosten wirkten ebenfalls negativ.

Bei den langfristig entscheidenden Indikatoren habe sich Österreich jedoch gesteigert – effizientere Politik und Firmen, bessere Infrastruktur. "All das spricht für eine Verbesserung in den nächsten Jahren."

Die USA, die 2015 auf Platz eins lagen, sind erstmals aus den Stockerlrängen gefallen. Dafür sei Trumps Politik allerdings nur indirekt verantwortlich – Umfragen zeigen die Verunsicherung über den neuen USA-Kurs. Die Befragung von 6250 Managern weltweit (zwischen Jänner und April 2017) macht ein Drittel des Rankings aus, zwei Drittel stammen aus Statistiken. In Summe wertet das IMD 346 Faktoren zur Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit aus.

Das Abschneiden im Detail

Das Ranking gibt es seit 1989. Seit einigen Jahren schwankt Österreich dabei zwischen Platz 22 und 26, vor zehn Jahren gab es allerdings schon einmal Rang 11.

Zwar hat sich Österreich im Jahresabstand bei der Effizienz der Verwaltung (von 35 auf 33), bei der Wirtschaftseffizienz (von 22 auf 17) und bei der Qualität der Infrastruktur (von 12 auf 11) verbessert, es gab aber einen Absturz bei der wirtschaftlichen Entwicklung - und das gleich von Rang 19 auf Rang 40. Hier zeigen sich die erwähnten Einbußen bei den Investitionen und Exporten sowie die etwas schlechtere Leistungsbilanz: Viele zyklische Effekte, die schon nächstes Jahr wieder drehen können.

Im Detail sticht die Verschlechterung bei internationalen Direkt-Investitionen heraus. Nach diesem Kriterium lag Österreich im Vorjahr noch im Mittelfeld (Rang 31), diesmal reichte es aber nur mehr für den 63. und somit letzten Platz. Der Grund: Gewertet wird nicht das absolute Niveau, sondern die Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Auch alle anderen Teilergebnisse des Bereichs "Wirtschaft" verschlechterten sich. Dazu gehören die Beschäftigung, die Preise, der internationale Handel und die Binnenwirtschaft.

Gute Arbeitskräfte und Manager

Auch wenn allgemein über den Niedergang des Bildungssystems geklagt wird, im IMD-Ranking verbesserte sich Österreich von Platz 15 auf 14. Unter den Top-10 liegt Österreich bei Managementqualitäten (5) und "Gesundheit und Umwelt) (8). Wirklich schlecht schneidet Österreich wenig überraschend bei der Steuerpolitik ab (61).

In der Meinungsumfrage, die neben dem Fakten-Teil in die Bewertung einfließt, bekommt Österreich für die gut ausgebildeten Arbeitskräfte und die verlässliche Infrastruktur jeweils über 80 Prozent Zustimmung. Dafür loben nur 1,2 Prozent der befragten Manager die Kompetenz der Regierung. Aber auch die Wirtschaftsfreundlichkeit des Landes, die Kosten, das Steuerregime und die Qualität der Unternehmensführung kommen jeweils auf weniger als 10 Prozent Zustimmung.

Digital-Ranking: Österreich auf Platz 16

Erstmals erstellte IMD heuer zeitgleich ein Ranking zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit. Wie gut ist Österreich auf die Digitalisierung vorbereitet? Das Fazit: Eine Spur besser als Deutschland, weltweit reicht es aber gerade noch fürs vorderste Viertel. Österreich nimmt Platz 16 von 63 Ländern ein.

Ist das gut oder schlecht? "Tendenziell schneiden kleinere Länder besser ab", sagt Bris. Das Positive: In Österreich mangle es weder an Talenten, noch an Know-how oder flexiblen Unternehmen. Eine Achillesferse sei die überbordende Bürokratie. Und es sei zu wenig Kapital verfügbar, um den Technologie-Wandel zu finanzieren. Digital spitzenmäßig sind Singapur, Schweden und die USA, gefolgt von Nordeuropäern wie Finnland, Dänemark und Niederlande.

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