Stahlriese lieferte der Autoindustrie angeblich minderwertige Produkte

Firmenschild vor der Zentrale von Kobe Steel in Tokyo
Zumindest ein Jahr lang soll Kobe Steel "gefälschte" Produkte an Kunden verkauft haben. Die bangen jetzt um die Sicherheit ihrer Fahrzeuge.

Ob bei Honda, Nissan oder Toyota – in Japans Autoindustrie ist derzeit Feuer am Dach. Denn: Der drittgrößte japanische Stahlerzeuger Kobe Steel, der die Fahrzeugbauer mit gewalzten Aluminiumblechen, Aluguss- und Schmiedeteilen sowie Pulverstahl für Getriebe beliefert, hat eingeräumt, die Angaben zur Beschaffenheit der ausgelieferten Produkte gefälscht zu haben. Oder anders gesagt: Der börsennotierte Stahlriese dürfte zumindest von September 2016 bis Ende August 2017 minderwertige Produkte ausgeliefert haben.

Die Enthüllung sorgte für einen dramatischen Kurssturz. Innerhalb von zwei Tagen wurde ein Drittel des Börsenwerts von Kobe Steel vernichtet. Der Kursverlust beträgt bisher umgerechnet 1,27 Milliarden Euro. Das Unternehmen hat nun ein Ermittlungskomitee unter Vorsitz von Kobe-Chef Hiroya Kawasaki eingesetzt. Die Untersuchung soll die vergangenen zehn Jahre umfassen.

Schwere Krise

Zugleich hat der Konzern seine 200 Abnehmer über die Qualitätsprobleme bei 19.300 Tonnen Alublech, bei 2200 Tonnen Kupferbändern und bei 19.400 Alu-Schmiede- und Gussteilen informiert. Aber nicht nur Japans Autobauer, sondern auch Ford und General Motors prüfen nun, ob und wo Rohmaterialien von Kobe Steel in ihren Fahrzeugen verbaut wurden. Es geht vor allem um etwaige Sicherheitsrisiken, die von den verfälschten Materialien ausgehen könnten.

Doch Kobe belieferte auch Zulieferer der Flugzeugindustrie (Boeing, Mitsubishi), sowie Rüstungs- und Raumfahrtbetriebe. Unter der Marke Kobelco erzeugt der Konzern Baumaschinen und Bagger.

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