Stahlriese ArcelorMittal kämpft mit Rohstoffkosten
Der Stahlindustrie um Weltmarktführer ArcelorMittal machen neben den Überkapazitäten und Billigimporten aus China zunehmend auch steigende Rohstoffkosten zu schaffen. "Wir sind alle über den raschen Anstieg der Preise für Kokskohle überrascht", sagte ArcelorMittal-Finanzchef Aditya Mittal am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal.
Der Konzern konnte von Juli bis September seinen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwar um 40 Prozent auf 1,9 Mrd. Dollar (1,7 Mrd. Euro) steigern, Analysten hatten aber etwas mehr erwartet.
Kokskohle ist neben Eisenerz der wichtigste Rohstoff für die Schwerindustrie. Der Preis für australische Kokskohle hat sich seit Februar auf rund 250 Dollar je Tonne mehr als verdreifacht. Ursache hierfür seien der Förderstopp in einigen US-Minen sowie die Deckelung der Produktion in China, erklärte ArcelorMittal.
Der Stahlkocher sagt für das Schlussquartal schwächere Ergebnisse voraus. Die Aktie des Unternehmens verlor zeitweise mehr als sechs Prozent an Wert. Die Kursverluste von ArcelorMittal drückten die Papiere von Thyssenkrupp um über ein Prozent und die von Salzgitter um mehr als zwei Prozent ins Minus. ArcelorMittal ist auch in Deutschland stark vertreten. Der Konzern betreibt in Deutschland vier Werke und beschäftigt über 9.000 Mitarbeiter.
Für das Gesamtjahr hatte ArcelorMittal bereits einen Rückgang des Kerngewinns von 5,2 Mrd. Dollar im Jahr zuvor auf 4,5 Mrd. Dollar angekündigt. In den USA gerieten die Stahlpreise wieder unter Druck, erklärte der Konzern. Zuvor seien sie im dritten Quartal noch vor allem dank höherer Preise in Nordamerika, Brasilien und Europa im Schnitt um 7,4 Prozent gestiegen.
Finanzchef Mittal warf China vor, nicht genügend gegen seine Billigimporte ins Ausland zu unternehmen. Es gebe zwar einige Fortschritte, diese reichten aber nicht aus. Die USA und die EU hatten heuer wegen der zunehmenden Importe aus Fernost Anti-Dumping-Zölle gegen China verhängt.
Nun weitete das US-Handelsministerium die Importzölle auch auf Spezialprodukte aus Europa und Asien aus. Dabei geht um zugeschnittene Bleche aus Kohlenstoff- und Legierungsstahl. Sie werden unter anderem im Haus- und Brückenbau, als Maschinenteile und im Schiffsbau eingesetzt. Die Ermittlungen erfolgen auch auf Antrag der US-Tochter von ArcelorMittal.
Betroffen davon sind auch der österreichische Stahlkonzern voestalpine und die Dillinger Hütte im Saarland. voestalpine gab sich gelassen. Der Konzern sei nur mit einigen 1.000 Tonnen betroffen.
Kommentare