spusu: Neuer Mobilfunker führt Gewinn an A1 ab

Franz Pichler, Geschäftsführer der Firma Mass Response
Ehemalige Telekom-Austria-Tochter Mass Response ist dem Marktführer weiterhin vertraglich verpflichtet.

Heute, Montag, startet ein neuer Mobilfunkanbieter in Ostösterreich: Unter dem Namen "spusu" und der Vorwahl 0670 macht die Wiener Firma Mass Response den eingesessenen Netzbetreibern als sogenannter MVNO (Virtueller Netzbetreiber) Konkurrenz. Physisch funkt spusu im Netz des drittgrößten Betreibers "3", der als Auflage für die Übernahme von Orange bis zu 16 MVNOs in seinem Netz zulassen muss.

Großer Bruder

Mass-Response- und spusu-Chef Franz Pichler dürfte allerdings die Vorwahl 0664, unter der der Platzhirsch A1 funkt, ebenso oft brauchen wie die des eigenen Netzes: Der Newcomer auf dem Mobilfunkmarkt hat engste Beziehungen zum Platzhirschen Telekom Austria (A1) und muss den "Großen Bruder" um Erlaubnis fragen, wenn er die Aufnahme neuer Geschäftssparten, welche sich nicht aus der Tätigkeit des Unternehmens ... entwickeln, plant. Das sieht ein am 7. September 2011 unterschriebener Abtretungsvertrag vor, mit dem Pichler Mass Response von der Telekom Austria übernahm.

Der Vertrag regelt die Bezahlung des Kaufpreises. Pichler zahlte 100.000 Euro in bar und stottert den "Rest" von 2,8 Millionen Euro mit künftigen Gewinnen ab. Konkret: Die TA erhält 37,5 Prozent des bereinigten Jahresüberschusses der Gesellschaft nach Körperschaftssteuer ... zahlbar so lange, bis ein Betrag von EUR 2.800.000,- erreicht ist. Pichler muss der Zahlungsverpflichtung bis 2025 nachkommen.

Einmischung

In Pichlers Geschäfte einmischen will sich die TA trotz der Klausel, dass er für neue Geschäftsfelder ihre Zustimmung braucht, nicht. "Diese Bestimmung ist eine im internationalen Geschäft übliche Schutzklausel" , beteuert Telekom-Sprecher Peter Schiefer. Sie solle bloß verhindern, dass Mass Response in zu riskante Projekte investiert, die die Gewinnabführung an die TA verringern oder gar verhindern. Mass Response sei ein selbstständiges und unabhängiges Unternehmen, die TA habe keinerlei Eingriffsrechte. Zum Thema spusu: "Herr Pichler tut, was er für richtig hält. Er hat uns nicht gefragt, und wir haben dazu auch nichts gesagt."

Pichler selbst spielt die Klausel ebenfalls herunter: "Mit der Vereinbarung will die Telekom nur Investitionen in riskante Bereiche verhindern." Bei den Verhandlungen über den Kauf sei etwa konkret die Sparte Luxusyachten als Beispiel genannt worden. Investitionen im Telekom-Bereich fielen nicht unter die Zustimmungspflicht. Mass Response erzielt derzeit rund ein Viertel des Umsatzes von 5,5 Millionen Euro mit Televoting, etwa zuletzt für den Eurovision Song-Contest. Der Rest teilt sich auf Festnetz- und Internetproviderdienste sowie Servicelösungen für Unternehmen auf.

Regulierung

Auch der Regulierungsbehörde Telekom-Control-Kommission (TKK) bereitet der Vertrag des neuen Mobilfunkers mit dem Marktführer kein Kopfzerbrechen. "Die Telekom-Control-Kommission ortet aus telekommunikationsrechtlicher Sicht keinen Bedarf, Schritte zu setzen", lautet die dürre Stellungnahme. Beim nächsten geplanten Expansionsschritt könnte sie den Mobilfunk-Newcomer genauer unter die Lupe nehmen. Pichler: "Wir verhandeln mit der Telekom Austria über einen MVNO-Betrieb in ihrem Netz."

Die Tarife im Überblick

spusu 1.500: Für sechs Euro im Monat erhalten Smartphone-Nutzer 150 Freiminuten, 30 Gratis-SMS und 1.300 MB pro Monat.

spusu 5.000: Als "Ideal für die Frau und den Mann von heute" bezeichnet der neue Mobilfunkanbieter diesen Tarif. Bei den monatlichen Kosten von 15 Euro sind 1.000 Freiminuten, 1.000 Gratis-SMS und 3.000 MB inkludiert.

spusu 10.000: Mit 30 Euro monatlich ist spusu 10.000 das teuerste Tarifmodell. 1.000 Freiminuten, 1.000 Gratis-SMS und 8.000 MB sollen "Onlinegamer und Datenjunkies" anlocken.

spusu 200: Eine Alternative zu den oben genannten MB-Tarifen bietet der Mobilfunkanbieter mit spusu 200 an. Zu den fünf Euro/Monat bekommt der Handy-Nutzer 150 Freiminuten und 50 Gratis-SMS dazu.

Für jede weitere SMS und jede weitere Minute fallen bei spusu vier Cent zusätzlich an. Ein MB über dem Gratisvolumen kostet den Kunden weitere 0,4 Cent. Mit den Kosten liegt spusu unter den anderen Mobilfunkanbietern, aber auch mit dem Angebot. Die Konkurrenz verzichtet hauptsächlich auf limitierte Gratis-SMS und Freiminuten. Der Trend Richtung unlimitiert dreht weiter seine Kreise.

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