Spindelegger geht, schwere Aufgaben bleiben
Für den Nachfolger des zurückgetretenen Michael Spindelegger bleibt "die Aufgabenstellung unverändert schwierig", sagte Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek am Dienstag in einer ersten Reaktion. Klar sei, dass die Steuerbelastung sinken müsse.
Für den neuen Finanzminister in der Himmelpfortgasse "ändert sich nicht viel", sagte Brezinschek, "es muss die Steuerbelastung insgesamt sinken, denn wir sind ein Hochsteuerland". Er könne sich "nicht vorstellen, dass wir uns mit 45,3 Prozent Steuer- und Abgabenquote mit einer zukunftsweisenden hoch entwickelten Volkswirtschaft dem Wettbewerb erfolgreich stellen können", sagte der Experte von der Raiffeisen Bank International (RBI). Hier sollte sich Österreich mehr an Deutschland, der Schweiz und Schweden orientieren.
Wichtig sei, dass bei der Senkung der Steuerbelastung der Faktor Arbeit entlastet werde, so Brezinschek: "Das heißt aber, dass man auch Ausgabenposten durchforsten muss, denn Österreich hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem."
Aktienmärkte lässt Rücktritt kalt
An den Aktienmärkten wird sich der Finanzminister-Rücktritt überhaupt nicht niederschlagen, ist sich Erste-Group-Research-Leiter Fritz Mostböck sicher. Und selbst am Anleihenmarkt werde sich der Wechsel an der Ressortspitze kaum auswirken: "Österreich hat stabile Spreads zu Deutschland bei seinen Government Bonds", das sei selbst während der jüngsten Steuerreform-Debatte so gewesen.
Dienstagfrüh, eine halbe Stunde nach Bekanntwerden des Spindelegger-Rücktritts von allen seinen Ämtern, habe sich an den Spreads zwischen heimischen und deutschen Staatsanleihen "im Grunde eine ziemliche Gelassenheit" ablesen lassen: Während die 10-jährigen Österreich-Bonds mit 1,17 notierten, lagen die entsprechenden deutschen bei 0,93.
Bei seinen Staatsschulden sei Österreich "im relativen Vergleich mit anderen Ländern" in einer "nach wie vor komfortablen Situation", "da steht Österreich nicht schlechter da", betonte Mostböck.
Schneider: "Entwürdigendes Rumgehacke"
Der auf die Berechnung der Schwarzarbeit in Österreich spezialisierte Linzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider wünscht sich nach dem Rücktritt von Finanzminister Michael Spindelegger eine rasche Steuerreform. Es sei wohl Spindelegger "zum Verhängnis geworden, dass er sein Steuerkonzept zu lange zu vage gelassen hat" und keine konkrete Reformagenda aufgestellt hat.
Die Regierungsparteien sollen nun endlich den Stillstand beenden und "regieren" oder sonst den Mut für Neuwahlen aufbringen. "Aus persönlichen Gründen kann ich den Rücktritt verstehen, denn das 'auf ihm rumgehacke' ohne Alternativen anzubieten war entwürdigend", so Schneider.
Georg Zimmermann (parteilos): 20. 12. 1945 - 08. 11. 1949
Eugen Margaretha (V): 08. 11. 1949 - 23. 01. 1952
Reinhard Kamitz (V): 23. 01. 1952 - 17. 06. 1960
Eduard Heilingsetzer (V): 17. 06. 1960 - 11. 04. 1961
Josef Klaus (V): 11. 04. 1961 - 27. 03. 1963
Franz Korinek (V): 27. 03. 1963 - 02. 04. 1964
Wolfgang Schmitz (V): 02. 04. 1964 - 19. 01. 1968
Stephan Koren (V): 19. 01. 1968 - 21. 04. 1970
Hannes Androsch (S): 21. 04. 1970 - 20. 01. 1981
Herbert Salcher (S): 20. 01. 1981 - 10. 09. 1984
Franz Vranitzky (S): 10. 09. 1984 - 16. 06. 1986
Ferdinand Lacina (S): 16. 06. 1986 - 06. 04. 1995
Andreas Staribacher (S): 06. 04. 1995 - 03. 01. 1996
Viktor Klima (S): 03. 01. 1996 - 28. 01. 1997
Rudolf Edlinger (S): 28. 01. 1997 - 04. 02. 2000
Karl-Heinz Grasser (F/V): 04. 02. 2000 - 11. 01. 2007
Wilhelm Molterer (V): 11. 01. 2007 - 02. 12. 2008
Josef Pröll (V): 02. 12. 2008 - 21. 04. 2011
Maria Fekter (V): 21. 04. 2011 - 16. 12. 2013
Michael Spindelegger (V): 16. 12. 2013 - 26. 08. 2014
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