Spar-Chef Drexel zu TTIP: "Europäer sind zu gutgläubig"

Der KURIER sprach mit Drexel am Rande einer TTIP-Debatte.
Lebensmittelbranche lehnt EU-USA-Freihandelsabkommen geschlossen ab.

KURIER: Kann man jetzt überhaupt schon über TTIP urteilen?

Gerhard Drexel: Wir haben viele Informationen, die sind haarsträubend. Den Lobbyingkreisen in den USA und Brüssel geht es nur um knallharte Geschäftemacherei: Agrochemie, Fastfood, Gentechnik. Die Europäer sind hier viel zu gutgläubig.

Würden Sie mit TTIP verlieren?

Wir sind nur Händler, wir könnten viel mehr Profit machen, wenn wir das US-Zeug mit hohem Aufschlag weiterverkaufen. Draufzahlen werden die Landwirtschaft und die Lebensmittelbranche. 90 Prozent des US-Fleisches sind mit Wachstumshormonen erzeugt, zu halben Produktionskosten. Unsere Erzeuger bleiben dann auf dem AMA-Gütesiegel sitzen. Wir hätten höchste Standards, aber niemand würde das kaufen.

Bestimmt nicht der Handel, was im Regal landet?

Wir können nicht als einzige sagen, bei uns gibt es das günstige Fleisch nicht, wenn es alle Diskonter verkaufen. Dann kommt der Druck, Standards zu senken. Der Wahnsinn ist: Die Landwirtschaft ist so altvaterisch, die begreifen das gar nicht. Mitterlehner hat allen ÖVP-Funktionären den Maulkorb verpasst: "Redet nicht drein, TTIP betrifft nur die Industriellenvereinigung, Automobil und so weiter."

Würde TTIP nicht Jobs schaffen?

Ein Schmarrn, Arbeitsplätze gehen verloren! Zumindest in der Agrarproduktion, bei Weizen, Soja, Rind- und Schweinefleisch. Wer soll das noch produzieren, wenn es von Amerika rüberkommt?

Die Österreicher sind zwar gegen TTIP, EU-weit ist aber eine deutliche Mehrheit dafür.

Das ist ein Spiegelbild, ob das Thema aufgegriffen wird. Wenn es die Medien ignorieren, wer soll sich dann in der Bevölkerung darüber aufregen?

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