Spanien reagiert auf Banken-Herabstufung

Spanien reagiert auf Banken-Herabstufung
Nachdem Moody's den Daumen gesenkt hat, sollen die Banken einem Stresstest unterzogen werden.

Die US-Ratingagentur Moody`s hat spanische Banken abgestraft und damit die Furcht vor einer Eskalation der Euro-Krise ausgelöst (mehr dazu hier). Zu den 16 herabgestuften Kreditinstituten zählt mit Santander auch der Branchenprimus der Eurozone, wie die Agentur in der Nacht zum Freitag mitteilte.

Die Möglichkeit der Regierung zur Stützung einzelner Banken habe sich verschlechtert, mahnten die Bonitätswächter. Spanien geht nun in die Offensive: Mit Hilfe namhafter Wall-Street-Häuser will die Regierung heimische Banken durchleuchten und damit Vertrauen an den Märkten zurückgewinnen.

Wie Reuters aus spanischen Regierungskrisen erfuhr, soll Goldman Sachs eine unabhängige Bewertung der Problembank Bankia liefern. In Finanzkreisen hieß es, die US-Firmen BlackRock und Oliver Wyman sollten zudem die gesamte Finanzindustrie des Landes einem Stresstest unterziehen und sich danach die einzelnen Banken genauer anschauen. Die Regierung will die fatale Immobilienkrise des Landes mit massiven Eingriffen in den Bankensektor in den Griff bekommen. Sie hat den Bedarf unterkapitalisierter Banken an zusätzlichen Geldspritzen des Staates auf weniger als 15 Milliarden Euro taxiert.

Das Einschalten unabhängiger Prüfer gilt als Kernstück, um den Märkten Klarheit über die tatsächlich in den Bilanzen schlummernden Risiken zu verschaffen. Die Banken zwischen Bilbao und Barcelona sitzen nach der 2008 geplatzten Blase am Häusermarkt auf einem Berg von Immobilien-Krediten in Höhe von 307 Mrd. Euro - Darlehen im Volumen von 184 Mrd. Euro gelten als problematisch.

Paukenschlag und Kursrutsch

Der Paukenschlag aus New York sorgte für einen Kursrutsch an den Asien-Börsen. Auch der Dax in Frankfurt driftete deutlich ins Minus. "Es ist ein einziges Trauerspiel", stöhnte ein Händler. Nach Griechenland rücke nun auch Spanien immer stärker in den Fokus. Erst am Dienstag hatte die Agentur auch zu einem Rundumschlag in der italienischen Bankenbranche ausgeholt und 26 Geldhäuser herabgestuft.

Die Renditen auf zehnjährige Anleihen aus Madrid lagen weiterhin deutlich über der kritischen Sechs-Prozent-Marke. "Die Märkte signalisieren offenbar wachsende Zweifel, ob Spanien und Italien ihre Schuldenlast werden tragen können und wollen", warnte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Er verweist darauf, dass die private und öffentliche Auslandsverschuldung Spaniens größer ist als die von Griechenland, Portugal, Irland und Italien zusammen genommen. Ministerpräsident Mariano Rajoy sieht das Land wegen der hohen Refinanzierungskosten in einer "schwierigen und komplizierten Lage".

Rückendeckung erhielt der konservative Ministerpräsident aus Berlin: "Spanien hat klar die Bereitschaft signalisiert, die Lage im Griff zu behalten und Herausforderungen mit eigenen Mitteln zu bewältigen", teilte das deutsche Finanzministerium mit: "Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln."

Flaggschiff der Kreditwirtschaft

Moody`s machte bei seinem neuen Rundumschlag allerdings nicht vor den Flaggschiffen der Kreditwirtschaft halt und verpasste mit Santander der Nummer Eins in der Eurozone eine um drei Stufen niedrigere Note. Beim Langfrist-Rating wird die Bank nur noch mit A3 statt der zuvor vergebenen Note Aa3 bewertet. Nicht besser erging es der Nummer Zwei, BBVA, und Nummer Drei im Lande, La Caixa.

Investoren fürchten nach der Moody`s-Herabstufung, dass die Krise im angeschlagenen Bankensektor nun eskalieren könnte. Denn die Bonitätswächter haben den Daumen zu einer denkbar ungünstigen Zeit für Spanien gesenkt: Rajoy beschloss erst vor einer Woche eine tiefgreifende Reform der Banken-Branche, die als Befreiungsschlag für das an den Märkten in Bedrängnis geratene Land dienen sollte. Die Institute müssen zusätzlich noch etwa 30 Mrd. Euro für faule Kredite zurücklegen. Und Banken, die Staatshilfe erhalten, müssen ihr Immobilienvermögen auslagern. Wie die spanische Notenbank mitteilte, waren im März 8,37 Prozent der ausstehenden Kredite der Geldinstitute ausfallgefährdet. Man muss lange in die Zeit vor der Einführung des Euro zurückgehen, um einen höheren Anteil an faulen Kredite zu finden: August 1994.

Transparenz

Die Wall-Street-Häuser sollen nun für Transparenz in den Bilanzen sorgen. Wie Reuters aus Regierungskrisen erfuhr, soll zunächst Goldman Sachs eine unabhängige Bewertung der Problembank Bankia liefern. Binnen eines Monats wird die US-Investmentbank laut Presseberichten die Bücher der vom Staat übernommenen Sparkassengruppe sowie von deren Muttergesellschaft BFA prüfen.

Zusätzlich zu den erforderlichen Rückstellungen für mögliche Verluste aus Immobilienkrediten über zehn Mrd. Euro könne bei Bankia ein Finanzloch von bis zu acht Mrd. Euro klaffen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Expansion" ohne Quellenangabe. Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte hatten in der Bilanz für 2011 verschiedene Lücken entdeckt. Nächste Woche soll der neue Bankia-Chef Jose Ignacio Goirigolzarri einen Restrukturierungsplan vorlegen.

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