S&P droht auch Österreich mit Verlust des AAA

S&P droht auch Österreich mit Verlust des AAA
Kurz vor dem EU-Gipfel erhöht die US-Ratingagentur den Druck: Ohne Beschlüsse droht 15 Euro-Ländern eine Herabstufung. Erste Reaktionen.

Die Erwartungen an den Euro-Gipfel diese Woche werden immer größer: Montagabend kündigte die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) an, die Kreditwürdigkeit von 15 Euro-Ländern unter Beobachtung zu stellen. (Griechenland und Zypern haben schon negative Ausblicke.) Besonders davon betroffen wären die sechs Länder, die aktuell noch die Bestnote AAA besitzen. Neben Österreich droht Deutschland, Frankreich, Finnland, Luxemburg und den Niederlanden eine Abstufung.

Reaktionen aus Österreich

S&P droht auch Österreich mit Verlust des AAA

"Österreich und die Mitgliedstaaten der Eurozone haben bereits Maßnahmen gesetzt, um die Haushaltsdefizite und Schuldenstände nachhaltig zu senken", so Kanzler Werner Faymann am Montagabend. Umso wichtiger sei es nun, dass die Regierung sich zu "voller Budgetdisziplin verpflichtet."

Finanzministerin Maria Fekter rechnet "derzeit nicht" mit der Herabstufung. "Wir haben sehr stabile Fakten". Im Ministerium verweist man auch darauf, dass der Grund für den negativen Ausblick hauptsächlich auf EU-Ebene liege: "Auslöser für diese Einstufung sind externe Faktoren, die von Österreich nicht beeinflussbar sind", sagt Sprecher Harald Waiglein. S&P verweise dabei "explizit auf die Schuldenbremse". Waiglein: "Wir hoffen, dass das zu einem Umdenken der Opposition führt."

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hatte zuvor die fehlende Einigung heftig kritisiert: "Die prompte Reaktion von Standard & Poor`s zeigt, wie heikel die Situation unseres Landes und von ganz Europa wirklich ist. " Er forderte ein "Ende des parteipolitischen Geplänkels, das uns Wachstum und Arbeitsplätze kosten kann."

Auch der Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker hat die drohende Herabstufung scharf kritisiert. Die Einschätzung der Agentur sei maßlos überzogen und ungerecht, sagte Juncker am Dienstag im Deutschlandfunk. Er empfehle, die Ratings nicht so ernst zu nehmen.

Moritz Kraemer, Europa-Chefanalyst von S&P, verteidigt die Entscheidung: "Die Risiken, die von der derzeitigen Krise ausgehen, könnten in den kommenden Wochen deutlich steigen".

 

90 Tage Zeit

Fünf Faktoren nennt S&P als Gründe: Anhaltende Uneinigkeit zwischen den EU-Politikern; hohe Verschuldung der Öffentlichen Hand; gestiegene Risikoprämien für Euro-Staaten, auch jene mit AAA; das Risiko einer Rezession 2012 und eine Verringerung der Kredite.

Sollte der Gipfel am 9. Dezember keine passable Lösung bringen, droht nun eine Abstufung innerhalb von 90 Tagen - und damit höhere Zinsen zur Finanzierung der Staatsschulden.
Stunden zuvor hatte EU-Währungskommissar Olli Rehn drastische Worte an die Regierungschefs gewandt: "Ein Scheitern des EU-Gipfels am Freitag kann in eine Rezession und zu einem Auseinanderbrechen der Eurozone führen."

Ratingriese S&P

Unternehmen Der Ratingriese ist Teil des Gemischtwarenladens McGraw-Hill - ein börsennotierter Medienkonzern, der unter anderem Schulbücher verlegt. An McGraw-Hill wiederum sind große Investmentfonds beteiligt sowie Unternehmenschef Harold McGraw. Bis Ende 2012 soll der US-Konzern aufgespalten werden - S&P versucht dann den Alleingang. Mitte November patzte S&P mit einer Falschmeldung: Die Ratingagentur hatte Frankreich versehentlich die Top-Bonität aberkannt. Schuld sei ein Computerfehler gewesen, erklärte S&P hinterher.

Zorn In jüngster Zeit hatten die Ratingagenturen sich den Zorn der europäischen Politiker zugezogen: Inmitten der Schuldenkrise hatten sie die Kreditwürdigkeit von Problemstaaten wie Griechenland immer weiter herabgestuft und damit den finanziellen Druck auf die Länder noch erhöht. Die EU will die Ratingagenturen nun per Gesetz an die Kandare zu nehmen.

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