So viel haben die Sparer verloren

So viel haben die Sparer verloren
Seit 2008 fiel der Wert des angesparten Geldes pro Österreicher um rund 2000 Euro.

Sparer sind ein geduldiges Völkchen – zum Glück für die Banken. Seit Jahren schon liegen die Sparzinsen unter der Inflationsrate. Die Folge: Das Ersparte wird jährlich weniger wert. Und dennoch tragen die Österreicher ihr Geld willig zur Bank und lassen es dort inzwischen meist auf täglich fälligen Einlagekonten liegen.

230 Milliarden Euro haben die Österreicher auf Sparbüchern gebunkert. Im Durchschnitt sind es 29.600 Euro pro Österreicher. Seit der Krise 2008 hat die Teuerung und die Kapitalertragsteuer davon 2043 Euro an Kaufkraft weggefressen, ermittelte EcoAustria für den KURIER. Seit der Krise 2008 haben die Ersparnisse der Österreicher damit insgesamt 16,3 Milliarden Euro an Wert verloren. Und heuer wird es noch schlimmer für die Sparer werden: Denn zum einen stieg die Inflation schon im Februar auf über zwei Prozent, zum anderen sind die Sparzinsen auf nahe null gefallen.

Besonders dramatisch aber ist, dass die Sparer kaum noch Auswahl haben. Die Großbanken haben nämlich fast alle Bindungsfristen für Spareinlagen abgeschafft. So können die Privaten nicht einmal ein bisschen mehr Zinsen lukrieren, wenn sie das Geld auf ein Jahr binden wollen. Denn diese Bindungen gibts es bei den etablierten Banken nicht mehr.

Abgeschafft

Die Bawag/PSK hat schon zu Jahresbeginn alle Kapitalsparbücher aus dem Angebot genommen. Bei der Bank gibt es nur noch täglich fällige Einlagen und damit fast keine Verzinsung mehr.

Die Erste Bank bietet gerade noch ein halbes Jahr Bindung an und zahlt dafür mickrige 0,1 Prozent. Vor der Finanzkrise 2008 waren für Bindungen bis zu zwei Jahren immerhin noch fast vier Prozent Zinsen drin. Von solchen Zinsniveaus werden Sparer noch lange nur träumen können. Die Europäische Zentralbank hält die Zinsen nämlich tief, um den südeuropäischen Staaten den Schuldendienst zu erleichtern.

Sparer, die heute mehr wollen, müssen die bekannten Bank-Namen verlassen und zu den Online-Anbietern wechseln. Am meisten gibt es derzeit bei den Autobanken Renault Bank (0,5 Prozent täglich fällig) oder Porsche Bank. Relativ gut verzinst sind auch noch Einlagen bei der DenizBank mit 0,4 Prozent und der Österreich-Tochter der türkischen Vakif-Bank mit 0,3 Prozent. Dahinter wird die Auswahl schon dünn.

Passieren kann Sparern, die zu Online- oder Auslands-Banken wechseln, nicht viel. Zumindest, wenn sie nicht mehr als 100.000 Euro pro Bank auf die hohe Kante legen. Denn die Einlagensicherung schützt die Gelder bis zu diesem Betrag. Die Sparer bekommen sie im Fall der Pleite der Bank vom Einlagensicherungsfonds ausbezahlt.

Die Chancen, dass die Zinsen bald steigen und die private Vorsorge fürs Alter über Sparbücher oder sichere Staatsanleihen wieder etwas bringt, halten Experten für gering. "Wir werden uns an die tiefen Zinsen gewöhnen müssen", sagt Stefan Kreuzkamp von der Deutschen Asset Management. Zumindest noch zwei Jahre dürften die Zinsen in Europa auf diesem Null-Niveau verharren.

Für alle, die Geld fürs Alter beiseite legen wollen, sind das schlechte Nachrichten. Denn risikoloses Vorsorgesparen gibt es jetzt nicht. Was also tun? Kreuzkamps Antwort ist simpel – zumindest auf den ersten Blick. "Tina", lautet sein Credo oder ausgeschrieben: "There is no alternative" – zu Aktien, fügt er hinzu. Nur wer zumindest ein bisschen Risiko eingeht, kann auch höhere Renditen erzielen. So weit, so bekannt. Doch welche Aktien haben im achten Jahr des Aufschwungs, in dem der Dow Jones in den USA auf Rekordstände geklettert ist, überhaupt noch Potenzial, im Kurs weiter zuzulegen?

"Dividendenstarke Titel", meint Kreuzkamp, seien immer ein Tipp. Im Vorjahr hätten Dividenden immerhin die Hälfte der Gesamterträge von Aktien ausgemacht. Seiner Meinung nach sollte der Aufschwung an den Börsen noch länger anhalten. "Wir erwarten keine Rezession. Da ist man in Aktien gut aufgehoben", ist er überzeugt.

Auf Aktien schwört unter einem langfristigen Aspekt auch Joachim Nareike, Investmentexperte der internationalen Vermögensverwaltungsgesellschaft Schroders. Er findet die langfristig interessanten Aktien aus einer riesigen Menge von Daten: Statistiken der Weltgesundheitsorganisation, der Welthandelsorganisation, nationale Daten der Statistikämter über Geburten, Sterberaten, Bildung und Wirtschaftskraft. Die Daten werden von den Experten von Schroders gesammelt sowie analysiert, und dann werden die Schlüsse gezogen.

Brillen und Windeln

Beispiel China: Die Verbreitung von Smartphone, Fernseher und Computer nimmt rasant zu. Und was schließt der Aktienexperte daraus: Er kauft Titel von Brillen-Konzernen, die in China gut etabliert sind. Essilor etwa. Oder: Die Daten zeigen, dass die Japaner nur noch sehr wenig zu Hause sind, trotzdem aber gerne Haustiere haben. Der Börsianer kauft Aktien von Unicharme, einem japanischen Unternehmen, das Windeln für Tiere produziert.

Wer sich mit Aktien nicht wohlfühlt, dem rät der Experte der Deutschen Asset Management durchaus zu Anleihen. Allerdings: Nicht langfristige Papiere und nicht von kritischen Schwellenländern wie Brasilien oder Russland oder gar Venezuela. Auch von der Türkei und Südafrika rät er ab. Beide Länder seien hoch in Dollar verschuldet. Wenn die Zinsen in den USA steigen, treffe es die Staaten hart.

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