Singapur auf Platz eins, Österreich auf Rang 21

Singapur: 2,5 Tage zur Firmengründung, 26 Tage für eine Baubewilligung (Österreich: 22 bzw. 223 Tage).
Weltbank-Bericht "Doing Business 2016": Österreich büßt einen Rang ein.

Weite Teile Österreichs reagieren inzwischen allergisch auf Standort-Rankings, seit Jahren geht es dort nur bergab. Aber es hilft nichts; die Weltbank hat auch heuer ihren Bericht "Doing Business" (Ausgabe 2016) über die unternehmensfreundlichsten Länder der Welt vorgelegt.

Wie schneidet Österreich im aktuellen Bericht ab?

Platz 21 unter 189 Ländern ist ganz gut. Österreich hat aber gegenüber dem Vorjahr einen Rang eingebüßt (zieht man die geänderte Methodik in Betracht). EU-weit bedeutet das Platz 9. "Österreich tritt bestenfalls auf der Stelle, ohne Reformen droht ein weiterer Rückfall", sagt Stephan Henseler, Experte der Wirtschaftskammer.

Worin schneidet Österreich gut ab?

So unkompliziert wie in Europa ist der grenzüberschreitende Handel nirgendwo sonst auf der Welt – Österreich landet (punktegleich mit anderen EU-Ländern) auf Platz 1. Ebenfalls top ist die Rechtssicherheit: Platz 6 im Durchsetzen von Verträgen. Gut schneiden Österreichs Stromnetz (Platz 17) und Insolvenzrecht (18) ab.

Und wo liegen die Schwächen des Standortes?

Katastrophal ist Platz 106 in Sachen Unternehmensgründung. "Die Weltbank vergleicht nur den Aufwand für klassische GmbHs", erklärt Henseler. Erklärbar ist die Verschlechterung durch das teilweise Zurückrudern bei der GmbH neu. Die relativ einfache Gründung von Ein-Personen-Unternehmen lässt die Weltbank unberücksichtigt.Ein Manko ist die Steuerlast und der Zeitaufwand für Steuererklärungen (Platz 74). Kein Ruhmesblatt sind auch Baugenehmigungen (47) und der Zugang zu Bankkrediten (59). Das neue Crowdfunding-Gesetz dürfte sich erst 2017 auswirken.

Was sind die auffälligsten Ergebnisse im Bericht?

Keine Überraschung sind die Sieger: Singapur, Neuseeland und die Skandinavier gelten als sehr wirtschaftsfreundlich. Aufhorchen lässt Platz 26 für die erfolgsverwöhnte Schweiz, die im Ranking des World Economic Forum (WEF) Jahr für Jahr auf Platz eins landet. Bei der Weltbank liegen die Eidgenossen allerdings sogar noch fünf Plätze hinter Österreich.

Warum ist die Schweiz hinter Österreich?

"Klagen über Regulierung und Bürokratie hören auch wir", sagt Lukas Rühli vom Thinktank Avenir Suisse in Zürich zum KURIER. Er bezweifelt allerdings, dass eine um ein oder zwei Tage länger dauernde Unternehmensgründung bei der Standortwahl tatsächlich eine überragende Rolle spielt. Im Ranking könne man dadurch gleich etliche Plätze einbüßen. Ähnlich ist es beim Aufwand für eine Baugenehmigung - ja, es gebe vor allem in Städten viele administrative Hürden. Aber: "Man könnte das auch als ein Zeichen werten, dass sich ein Land Gedanken über die Raumplanung macht." Dass es beim Investorenschutz nur für Platz 105 reicht, kann sich aber auch der Experte nicht recht erklären.

Wie sinnvoll und gewichtig ist das Ranking?

Der Weltbank-Bericht zählt zu den weltweit am häufigsten zitierten Standort-Vergleichen und hat allein schon deshalb eine wichtige Multiplikator-Wirkung, weil sich zahlreiche andere Ranglisten darauf beziehen. Allerdings lassen einige Detailergebnisse Zweifel aufkommen.

Ganz schlimm trifft es beispielsweise Luxemburg, das nur auf dem Gesamtplatz 61 landet - das ist noch hinter Griechenland und nur einen Platz vor Ruanda (!). Was wohl die Kritiker darin bestärken dürfte, dass auch dieses Ranking nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann...

Singapur auf Platz eins, Österreich auf Rang 21

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