Schwere Vorwürfe gegen Novomatic-Konkurrenten

Der deutsche "Automatenkönig" Paul Gauselmann, der in Wien gemeinsam mit einem Schweizer Casinokonzern im Palais Schwarzenberg eine Spielbank eröffnen will, soll einem Bericht zufolge Straftaten in Auftrag gegeben haben. 2007 habe er "Ali T." gebeten, die Software in deutschen Geräten seines österreichischen Konkurrenten Novomatic zu manipulieren, schreibt der Spiegel. Die Gauselmann AG dementiert.
T. sitzt seit Ende Jänner wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs in Deutschland in Untersuchungshaft. Der Deutsche soll jahrelang die Automatenbranche in Atem gehalten haben. Einst selbst Spielhallenbetreiber, soll "Ali Baba" mindestens 10 Mio. Euro durch Beraterverträge und Software-Entwicklungen kassiert haben, heißt es in der Branche laut Spiegel. Er sei aber auch in der Lage gewesen, Glücksspielgeräte so zu seinem eigenen Vorteil zu frisieren, dass sie mehr Geld ausgaben. Die Vorwürfe laut Spiegel: Spielhallenbesucher seien von den Betreibern betrogen worden, die Betreiber von "Ali T." und der deutsche Staat von den Betreibern. Die Betreiber hätten nämlich durch die Manipulationen Glücksspielvorschriften verletzt und Steuern unterschlagen.
Gauselmann, der in Deutschland mit seinen "Merkur"-Spielhallen und in Österreich mit der Sportwettenkette "Cashpoint" bekannt ist, kooperiert laut Spiegel schon seit den 1980ern mit T. Laut Gauselmann ging es darum, Manipulationen an seinen Automaten zu verhindern.
Gesprächsmitschnitt
Der Spiegel wirft nun die Frage auf, ob Gauselmann T. zu Straftaten angestiftet hat. In einem 90-minütigen Gesprächsmitschnitt aus dem Jahr 2007 sei zu hören, wie Gauselmann T. bitte, die Software von Novomatic-Automaten zu manipulieren. Anschließend sollte die veränderte Software demnach der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zugespielt werden, die für die Zulassung von Geldspielgeräten zuständig ist. Novomatic bekäme Probleme mit der Behörde, und das könnte am Ende dazu führen, dass Spiele seines Rivalen "vom Markt weg" kämen, sagte Gauselmann dem Spiegel zufolge.
Gauselmann biete T. für eine erfolgreiche Arbeit 750.000 Euro - "so ist der Spielothek-Chef in dem Mitschnitt eindeutig zu verstehen", schreibt das Hamburger Nachrichtenmagazin. Über die Bezahlung sei es zum Streit gekommen, 2010 hätten sich T. und Gauselmann außergerichtlich geeinigt.
Gauselmann weist Vorwürfe zurück
Gauselmann wies die Vorwürfe gegenüber dem Spiegel zurück. Er wisse von einem "angeblichen Mitschnitt", dieser sei aber lückenhaft und stark manipuliert. In einer Stellungnahme gegenüber der APA hielt die Gauselmann-Gruppe am Montag fest, dass Konzernvertreter und Paul Gauselmann "Ali T. nicht zu strafbaren Handlungen angestiftet haben, sondern ausschließlich gerüchteweise bekannte Manipulationsmöglichkeiten erworben und damit vom Markt genommen haben." Man habe "ausschließlich zum Schutz vor Manipulationen der von der Unternehmensgruppe betriebenen Novomatic-Geräte, im Interesse der Branche sowie des Spielerschutzes und der Steuerehrlichkeit gehandelt". Den Konkurrenten Novomatic habe man "stets unverzüglich mündlich und schriftlich über die aufgedeckten Manipulationsmöglichkeiten unterrichtet".
Novomatic-Tochter sieht sich als Opfer
Dem Spiegel zufolge hat später auch Novomatic auf die Hilfe von T. gesetzt, der Konzern habe für 2,8 Mio. Euro eine Sicherheitsfirma beauftragt, die T. unter Vertrag genommen habe. Die deutsche Novomatic-Tochter Löwen Entertainment bestätigt: "Über seine Sicherheitsberater hat Löwen Entertainment stets alle Möglichkeiten zur Manipulationsabwehr genutzt - auch Ali T. wurde zeitweise als Informationsquelle geführt", heißt es in einer Stellungnahme der Gesellschaft, die auch der APA vorliegt. "Als sich die Hinweise verdichtet haben, dass Ali T. selbst der Urheber von Manipulationen gegen unser Unternehmen war, hat Löwen Entertainment unverzüglich die Behörden kontaktiert." Die Novomatic-Tochter sieht sich als "Opfer dieser kriminellen Aktivitäten" und "begrüßt ausdrücklich das Einschreiten von Polizei und Justiz".
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