Schlechtere Noten für den Standort Österreich

APAHPF05 - 07072004 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT II - Die Oesterreichische Flagge weht, am Mittwoch, 07. Juli 2004, in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne auf Halbmast. BP Thomas Klestil ist am Dienstag Nacht, 6.Juli 2004 im Wiener AKH verstorben. APA FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte schlagen Alarm – die Behörden schlagen zurück.

Es ist Feuer am Dach: Der Wirtschaftsstandort Österreich verliert an Attraktivität. Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte Österreich haben Standortvergleiche analysiert. Fazit: Seit 2007 geht es schleichend, aber stetig bergab.

Schlechtere Noten für den Standort Österreich
"Wir verdanken dem privaten Sektor, dass wir noch relativ weit vorne mitlaufen", sagte Deloitte-Partner Josef Schuch am Donnerstag.

Akuten Handlungsbedarf zeigt das "Deloitte Radar" (Grafiken) bei den Kosten: Die Abgabenquote ist zu hoch, das Steuersystem zu verfilzt: "Da muss dringend der Resetknopf gedrückt werden", sagte Deloitte-Managing-Partner Bernhard Gröhs. Brisant sind vier konkrete Kritikpunkte der Berater aus ihrem Alltag:

Woran es in Österreich krankt

Schlechtere Noten für den Standort Österreich

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Schlechtere Noten für den Standort Österreich

Österreich liebt das Geld, nicht den Investor.

"Dein Geld ist willkommen": Das ist Österreichs klare Botschaft an Investoren von außerhalb der EU. Der Person selbst werde aber genau das Gegenteil vermittelt, wenn die Aufenthaltsbewilligung endlos geprüft wird. Schuch: "Wenn sich ein Investor einem 18- bis 24-monatigen Administrativverfahren unterwerfen muss, bevor ihm jemand sagen kann, ob er erwünscht ist oder sein Sohn hier studieren darf, lässt er sein Geld woanders." In Großbritannien erhalten große Geldgeber – je nach der Höhe des Betrags, den sie auf der Insel lassen – nach zwei bis fünf Jahren das unbegrenzte Bleiberecht. "Aufenthaltstitel sind in Österreich natürlich nicht käuflich", heißt es im Innenministerium auf KURIER-Anfrage: "Das wäre rechtlich undenkbar." Und die jahrelange Prüfung? "Das kann so nicht stimmen", sagt ein Sprecher.

Österreichs Steuerbehörde ist wenig zuverlässig.

"Große Investoren wurden sehr enttäuscht", kritisiert Schuch. Österreichs Finanz habe Versprechen gebrochen; Steuer-Abrechnungen seien viel höher ausgefallen als zugesagt. "Gut eine Handvoll Investitionen im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich" seien deshalb an Österreich vorbeigezogen. "Die kommen auch nicht zurück – so etwas spricht sich schnell herum." Harsche Kritik, die man im Finanzministerium zurückweist: Im Sinne der Kundenzufriedenheit würden mündliche Auskünfte angeboten, die aber nicht rechtsverbindlich seien. Für bestimmte Firmen-Vorhaben wie Umgründungen oder für Unternehmensgruppen könne eine Auskunft per Bescheid eingeholt werden: Diese sei dann rechtsverbindlich, koste aber etwas.

Die Aufsichtsbehörden sind nicht kapitalmarktfit.

Wenn sich Unternehmen über den Kapitalmarkt Geld beschaffen wollen, drängt die Zeit. Luxemburg schaffe es in wenigen Tagen, die verpflichtenden Prospekte zu bewilligen. Bei der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA) dauere das Wochen, moniert Schuch. Stimmt nicht, kontert die FMA: Wird ein Prospekt offiziell zur Genehmigung vorgelegt, sind laut EU-Gesetzen maximal zehn Tage (in Sonderfällen 20 Tage) Zeit. Was länger dauern könne, seien Vorab-Prüfungen – und zwar dann, wenn die Wirtschaftsprüfer "nicht ordentlich gearbeitet" hätten.

Gesprächsbasis von Politik und Wirtschaft ist gestört.

Österreichs Stärke sei immer der offene Austausch zwischen Wirtschaft und Politik gewesen. Dieses Vertrauen ist seit der Krise weg, bemängelt Gröhs. Die Distanz sei größer geworden und die Politik antworte mit immer neuen Regeln. "Habt Mut!", lautet seine Botschaft. Im Regierungsprogramm sieht Gröhs "vereinzelte Ansätze. Wir hätten nur gerne, dass sie energisch verfolgt werden".

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