Schlechte Nachrichten, gute Börsen

Japan herabgestuft, der Aufschwung in Deutschland reißt ab und dennoch steigen die Aktienkurse. Grund: Die Hoffnung auf Milliarden für die US-Konjunktur.

Milliarden wurden in den letzten Wochen an den Weltbörsen verbrannt, immer neue Hiobsbotschaften zur Schulden- und Konjunkturkrise in Europa, den USA und Japan schickten die Kurse auf Talfahrt. Doch mittlerweile reagieren Börsianer wesentlich gelassener auf schlechte Nachrichten. Ob das bereits die ersehnte Kehrtwende an den Märkten ist?

Am Mittwoch sah es erstmals danach aus: Die Herabstufung Japans durch die Ratingagentur Moody's konnte den Aktienmärkten nichts anhaben. Wegen der gigantischen Staatsverschuldung Japans sinkt das Rating um eine Stufe von "Aa2" auf "Aa3", das Triple A hat Japan bereits 1988 verloren. Während bei der jüngsten Herabstufung der USA die Börsen sofort mit herben Kursverlusten reagierten, hat Japan niemanden mehr geschockt.

Auch den markante Rückgang der Stimmung in der deutschen Wirtschaft (gemessen am vielbeachteten ifo-Index) verdauten die Anleger locker. In Europa zogen die Kurse auf breiter Front an, selbst der Leitindex in Tokio verlor unspektakuläre 1,07 Prozent.

Hintergrund dieser Entwicklung ist die Hoffnung, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke am Freitag zum bisher dritten Mal Milliarden für die Stützung der Finanzmärkte freigibt. Im Fachchinesisch wird das Vorhaben "QE3" genannt. QE steht für "Quantitative Easing" (geldpolitische Lockerung), der Dreier steht für das dritte Programm.

Finanzkrise

Mitte März 2009, sechs Monate nach der schicksalhaften Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, hatte die US-Notenbank Fed zum ersten Mal beschlossen, Staatsanleihen und Wertpapiere im Gesamtwert von mehr als 1000 Milliarden Dollar aufzukaufen. Die sehr umstrittene Aktion wurde Anfang November 2010 - als QE2 - mit 600 Milliarden US-Dollar wiederholt. Nun hoffen die Märkte auf QE3.

Die Leitzinsen in den USA werden ja für mindestens zwei weitere Jahre bei null belassen. Das wurde bereits offiziell verkündet. So gilt das Hauptaugenmerk derzeit der Frage, ob die Fed tatsächlich viele frische Milliarden für den Aufkauf von US-Staatspapieren druckt, so indirekt Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt stützt - aber auch Inflationsängste neu schürt.

Das hochrangige Notenbanktreffen in Jackson Hole (USA) am Freitag, zu dem auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet anreist, soll darüber Aufschluss geben. Neben den schlechten Nachrichten aus Japan und Deutschland trübt sich auch die Wirtschaftslage in Frankreich ein. Frankreich steht neben Italien ganz oben auf der Beobachtungsliste, weil die Länder im Falle des Falles als zu groß für den Euro-Rettungsschirm gelten.

Frankreichs Staatspräsident Sarkozy wollte am Mittwoch ein neues Sparpaket verkünden. Erwartet werden u.a. Kürzungen bei Steuervergünstigungen. Insgesamt soll allein 2012 eine Summe von rund zehn Milliarden Euro zusammenkommen. Auch die Börse in Paris glänzte mit Kursgewinnen.

Kommentare