Schlagender Burschenschafter als ÖBB-Aufsichtsratschef

Arnold Schiefer, Personalreserve der FPÖ
FPÖ-Verkehrsminister Hofer färbt die Spitze der ÖBB um: SPÖ-Managerin Brigitte Ederer muss vorzeitig gehen.

Der FPÖ-Politiker Norbert Hofer war noch keine 24 Stunden als neuer Verkehrsminister in Amt und Würden, da dachte er schon laut darüber nach, die Spitze von Österreichs größtem Unternehmen umzufärben. Am 18. Dezember wurde Hofer als Minister angelobt, einen Tag später betonte er im Morgengrauen im Ö1-Morgenjournal die SPÖ-Parteizugehörigkeit von ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer.

Schlagender Burschenschafter als ÖBB-Aufsichtsratschef
Österreich übernimmt in der zweiten Jahreshälfte 2018 den Vorsitz des EU-Rats. "Es ist wichtig, dass Österreich diese Chance wahrnimmt und industriepolitische Inhalte auf die Agenda setzt. In Vorbereitung auf den Ratsvorsitz erarbeitet die Elektro- und Elektronikin-dustrie für die neue Bundesregierung daher ein standort- und industriepolitisches Papier, das die strategische Bedeutung von Schlüsseltechnologien made in Europe unterstreicht", erklärt FEEI-Präsidentin Brigitte Ederer.

In einem Aufsichtsgremium brauche er Menschen, "denen ich wirklich vertraue", sagte Hofer.Arnold Schiefer genieße sein Vertrauen. Insidern war klar, dass die Tage der ehemaligen SPÖ-Politikerin und Siemens-Spitzenmanagerin Ederer (Bild) an der Spitze der Staatsbahn gezählt sind.

Hofer hatte es nicht einmal der Mühe wert gefunden, mit der Top-Wirtschaftsfrau der SPÖ vorher zu sprechen. Erst jetzt, am Dienstag, kam es zum persönlichen Treffen. "Meine Aufsichtsratsperiode hätte noch zwei Jahre länger gedauert. Aber der Minister will eine Veränderung und das habe ich so zur Kenntnis genommen", sagte Ederer anschließend gegenüber dem KURIER.

Ein konkreter Zeitpunkt wurde nicht festgemacht. Es ist davon auszugehen, dass Ederer ihrem Nachfolger bei der Hauptversammlung Anfang Mai 2018 Platz macht. Schiefer will allerdings schon früher an die Spitze der Bahn, bereits im Febraur. Wird spannend, ob sich Ederer das gefallen lässt. Hier ist die Entscheidung noch nicht getroffen.

Teutonia-Mitglied

Wie aus FPÖ-Kreisen zu hören ist, soll Schiefer für sein karrieretechnisches Fortkommen ziemlich Druck auf Hofer machen. Der 51-jährige Schiefer ist Mitglied der schlagenden Burschenschaft Teutonia, die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als rechtsextrem eingestuft wird. Dass Mitglieder solcher Burschenschaften jetzt in Ministerkabinetten sitzen, ist durchaus zu hinterfragen. Wenn ein schlagender Burschenschafter allerdings als oberster Vertreter einen österreichischen Großkonzern wie die ÖBB repräsentiert, hat das eine andere Qualität.

Schiefer ist die große Personalreserve der FPÖ für Wirtschaftsposten. Ihm werden auch außerhalb der Blauen gute Managementqualitäten attestiert. Er begann unter Monika Forstinger im Verkehrsministerium und brachte es rasch zum Sektionsleiter. Bald Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG, sanierte er im Auftrag des damaligen roten Bahn-Chefs Christian Kern die Güterverkehrstochter in Ungarn. Kern war es auch, der Schiefer zum Chef des ÖBB-Güterverkehrs beförderte.

Verbund-Vorstand

Mit dem Wechsel 2013 in den Chefsessel des Baukonzern Alpine, der kurz darauf in die Pleite schlitterte, knickte die Karriere ziemlich ein. Seit 2015 sitzt Schiefer im Vorstand der Hypo-Abbaubank Heta Asset Resolution, auch nicht gerade ein Top-Job. Doch sein Vertrag dort läuft ohnehin im Oktober 2018 aus. Bald dürfte es mit der Karriere wieder aufwärts gehen. Schiefer gilt als heißer Tipp für den Vorstand des Verbund-Konzerns. Dort würde er wesentlich mehr verdienen als in der Heta und auch als der ÖBB-Vorstandsvorsitzende Andreas Matthä.

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