Schillingtausch: Aus dem Kühlschrank zum Eurobus

Der blaue Euro-Bus beginnt seine allährliche Tauschtour am Michaelerplatz in Wien
Von 5. Juli bis 22. September 2017 ist der Eurobus wieder auf Tour durch ganz Österreich. Start der Tour war am Michaelerplatz in Wien, wo Maximilian Hiermann, Manager der Oesterreichischen Nationalbank im Gespräch mit dem KURIER war.

Ein paar Münzen in der Hand oder Gläser voll alter Geldscheine: Mitten im touristischen Trubel in der Wiener Innenstadt steuern vornehmlich Ältere einen blauen Bus an. Um dort alte Schilling-Bestände in Euro zu tauschen. Der Eurobus der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) startet in Wien die alljährliche Tauschtour. Von Wien aus geht es über den Sommer quer durch Österreich (www.oenb.at/euro-bus). Diesmal ist die Tour sogar verlängert, 66 Stopps sind eingeplant – weil die „Schilling-Uhr“ tickt. Im kommenden April läuft das Geldleben des Otto-Wagner-Scheins (500 Schilling) und der Erwin-Schrödinger-Banknote (1000 Schilling) endgültig ab (siehe Bild unten). Ab dann können diese nicht mehr getauscht werden und werden quasi zu Altpapier.

Auch im Jahr 16 nach der Einführung des Euro-Bargeldes ist der Betrag, der noch nicht getauscht wurde, mit 8,5 Milliarden Schilling beträchtlich. Ein Großteil davon „besteht aus Münzen, die von Sammlern auch gerne behalten werden“, so Maximilian Hiermann von der OeNB im Gespräch mit dem KURIER. „Die meisten Banknoten haben wir schon zurück und umgetauscht.“ Auf den 500er und den 1000er, die nächstes Jahr ablaufen, würden aber immer noch 1,5 Milliarden Schilling entfallen.

Lange nach dem Euro-Start wird die Vorgänger-Währung immer noch entdeckt, oft an den skurrilsten Plätzen. Beim Umschlichten seiner Bibliothek fand einer der Eurobus-Besucher mehrere Schilling-Banknoten beim Durchblättern von einem der Bücher. Eine weitere Besucherin entdeckte in alten Geburtstag-Billetts mehrere hohe Banknoten. Ein Großteil der Schilling-Tauscher wurde beim Aufräumen fündig: in alten Handtaschen, Geldbörsen oder sonstigen Verstecken. Auch einige Sammler waren unter den Tauschenden. „Jahrelang habe ich alles, worauf ich immer wieder gestoßen bin, gesammelt, jetzt tausche ich es aber doch lieber gegen Euro“, so einer der Wartenden.

Schon seit 15 Jahren fährt der Eurobus immer wieder durch Österreich. „Am Anfang war das relativ klar, weil jeder hatte Schilling zu Hause und man hat eben begonnen, diese Schilling umzutauschen“, erinnert sich OeNB-Manager Hiermann. Jetzt werden die Geschichten hinter den Funden immer bunter. Vieles stammt aus Verlassenschaften. Wenn das Erbe angetreten wird, taucht das Geld an den kuriosesten Orten auf, an denen es die Vorbesitzer gehortet oder gar vergessen haben – zum Beispiel in der Matratze oder sogar im Kühlschrank in kleinen Boxen. „Ein echter Notgroschen auf Eis“, sagt Hiermann.
Mit Otto-Wagner und Erwin Schrödinger enden die Schilling-Serien mit Ablaufdatum. Die Schilling-Banknoten danach sind unbefristet tauschbar. In Summe sind bereits Scheine im Wert von circa 1,3 Milliarden Schilling abgelaufen und wertlos geworden.

Der Eurobus bietet aber nicht nur Tausch, sondern auch Informationen rund um das Thema „Geld“. In der „Euro-Info-Straße“ liegen Informationen zu Themen wie Preisstabilität, Zahlungsverkehr und Umgang mit Geld bereit. Knapp 887.600 Kundenkontakte wurden bisher verzeichnet, davon haben 483.600 das Informationsangebot in Anspruch genommen. „Schön, wenn man dabei auch noch was lernt“, sagt eine Besucherin.

Schillingtausch: Aus dem Kühlschrank zum Eurobus
Schilling, Oenb, 500 Schilling, 1000 Schilling, 1.000 Schilling

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