Schiefergas bleibt Aufreger

Schiefergas bleibt Aufreger
2013 will die OMV mit Probebohrungen beginnen. Die Grünen fordern eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Schiefergas ist das Thema im nördlichen Weinviertel, das keinen kalt lässt. Die Bevölkerung ist verunsichert. Die Beteuerung von OMV-Austria-Chef Christopher Veit, das Gas, mit dem der heimische Gasverbrauch womöglich für 30 Jahre gedeckt werden könnte, nur auf eine ökologisch unbedenkliche Weise zu fördern, ist vielen nicht genug.

30 Kilometer südöstlich von Poysdorf – im Bezirk Gänserndorf – wäre die Diskussion rund um das Schiefergas-Projekt der OMV wohl anders verlaufen. Denn dort lebt die Bevölkerung seit 60 Jahren mit dem Konzern, dort sind Bohranlagen, Pumpenböcke oder Pipelines kein Thema mehr.

Christian Frank, Bürgermeister von Herrnbaumgarten, dem Nachbarort von Poysdorf, wo die OMV 2013 eine der zwei Versuchsbohrungen durchführen möchte, steht dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. „Ich habe ein Grundvertrauen der OMV gegenüber.“ Aber die Bevölkerung verfüge eben über keinerlei Erfahrungen im Umgang mit dem Energiekonzern. „Weinbauern und im Tourismus Tätige fürchten einen Image-Schaden.“ Der sei laut einem Winzer aber bereits eingetreten: Nicht durch die OMV, sondern durch eine Bürgerinitiative, die mit dem Slogan „Weinviertel statt Gasviertel“ gegen das Projekt zu Felde zieht.

Zu den Kritikern zählt auch die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner. Niemand wisse, ob die neue Fördermethode der OMV wirklich funktionieren werde. „Das ist ein Experiment, das gewaltig schiefgehen kann.“ Brunner fordert, die Probebohrungen einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zu unterziehen. Dies sei laut derzeitiger Gesetzeslage nicht nötig, da Erprobungen neuer Technologien nicht UVP-pflichtig seien. Ein entsprechender Antrag der Grünen im Parlament wurde abgewiesen.

Selbst wenn sich die Fördermethode als unbedenklich herausstellen sollte, plädiert Brunner dafür, das Gas im Boden zu belassen. „Wir brauchen kein zusätzliches klimaschädigendes Gas.“ In der österreichischen Energiestrategie der Regierung stehe kein Wort von Schiefergas. „Wer es mit der Energiewende ernst meint, muss Erneuerbare forcieren.“

International

Schiefergas bleibt Aufreger

Auch in anderen Teilen Europas wird die Schiefergasförderung vorangetrieben. Vor allem in Polen sind die Vorkommen groß. Doch es gibt Umweltbedenken. Deshalb will auch der US-Multi ExxonMobil Schiefergas künftig ohne Chemikalien fördern. In zwei Jahren sei man soweit, sagt Exxon-Zentraleuropa-Chef Gernot Kalkoffen. Derzeit verwende der Konzern vier giftige Bestandteile, vor zwei Jahren waren es noch sieben.

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