Scharfe Kundenkritik an Zalando

Scharfe Kundenkritik an Zalando
ZDF-Bericht über schlechte Arbeitsbedingungen löst "Shitstorm" auf Facebook aus. Unternehmen verspricht nun Verbesserungen.

Der deutsche Online-Versandhändler Zalando sieht sich mit scharfer Kundenkritik und zahlreichen Boykottaufforderungen konfrontiert. "Schrei vor Glück? Oder vor Schmerzen!", empört sich eine Userin auf der Facebook-Seite des Unternehmens in Anspielung auf den Firmenslogan. "Jetzt weiß ich, warum ich bei euch nix kaufe", merkt ein anderer an. Was war passiert? Das ZDF hatte einen kritischen Bericht über die Arbeitsbedingungen bei der noch jungen Start-up-Firma gebracht. Darin ist von Mini-Stundenlöhnen, keinerlei Sitzmöglichkeiten für die Arbeitskräfte, mangelnder Hygiene und ständiger Überwachung die Rede.

Die Aufnahmen für die ZDF-Dokureihe Zoom wurden von einem Reporter mit verdeckter Kamera in einer Firmenhalle von Zalando gefilmt. Laut dem Bericht werden die Zalando-Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von 7,01 Euro abgespeist und werden zudem auf ihrem Arbeitsplatz überwacht. Hunderte Mitarbeiter müssten sich außerdem eine verschmutzte Container-Toilette teilen.

"Kritisches Feedback ist uns wichtig"

Zalando hat sich mittlerweile auf Facebook zu den Vorwürfen geäußert, berichtet Meedia. Eine "Juliane" bedankt sich darin für das "kritische Feedback" der User: "Das ist uns wichtig und trägt dazu bei, dass wir uns immer wieder hinterfragen und verbessern. Wir freuen uns, dass Ihr Euch mit solchen Themen auseinandersetzt und uns in die Verantwortung nehmt".

Zu den Vorwürfen meinte sie: "Die Eindrücke der Dokumentation spiegeln aus unserer Sicht nicht die Arbeitsatmosphäre in den Zalando-Standorten wieder". Im gefilmten Lager in Großbeeren arbeite Zalando nämlich mit einem Partner zusammen, der größtenteils für das Personal und für die Prozesse im Lager verantwortlich sei. Man werde diesen Partner nun "stark prüfen und noch regelmäßiger kontrollieren, damit es zu keinen Missständen mehr kommen kann". Die in dem Beitrag gezeigten Mitarbeiter wären keine Zalando-Mitarbeiter, sondern seien für den Dienstleister tätig gewesen. "Wir müssen auch hier für die Angleichung aller Standards Sorge tragen und werden dies auch aktiv tun", schließt "Juliane". In Bezug auf die sanitären Anlagen würden hingegen sofort Maßnahmen ergriffen.

Zweifel an Wirtschaftlichkeit

Erst vor wenigen Tagen hatte Zalando erstmals in seiner Unternehmensgeschichte Umsatzzahlen vorgelegt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe das Unternehmen 510 Mio. Euro eingenommen und seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr damit "mehr als verdreifacht", teilte die Firma mit. Vier Jahre nach seiner Gründung ist der stark wachsende Online-Händler mittlerweile in zwölf europäischen Märkten aktiv.

Keine Angaben machte das Unternehmen dazu, wie viel Gewinn im vergangenen Jahr übrig blieb. An der Wirtschaftlichkeit des Versandhändlers, der seinen Kunden weder Versand noch Rückgabe berechnet, hegen Branchenkenner immer wieder Zweifel. "Das bringt zwar Kunden, kostet aber ungeheuer viel", sagte der Chefredakteur des Internetportals Gründerszene.de, Joel Kaczmarek, dem Stern. "Viele bestellen immer gleich drei Größen eines Modells und schicken die Nichtpassenden auf Zalandos Kosten zurück." Auch die Werbekampagnen und ein großes Lager verschlängen gewaltige Summen.

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