Saudi-Arabien vergibt erstmals Visa für Urlauber

Hotel in Saudi Arabien
Die Öffnung für ausländische Touristen ist Teil des Plans zur Verringerung der Öl-Abhängigkeit. Die Zahl der Besucher soll bis 2030 auf jährlich 30 Millionen steigen.

Das Ziel ist schon in Sicht: Weiß glitzert der ausgetrocknete Salzsee am Boden des Kraters. Vorsichtig steigt eine Gruppe Wanderer den felsigen Abhang hinunter, immer darauf bedacht, nicht auf dem Geröll auszurutschen. Der Krater El Wahba im Westen Saudi-Arabiens bietet einen spektakulären Anblick. Noch ist diese Tour Einheimischen vorbehalten.

Doch bald will das Königreich auch ausländische Touristen ins Land lassen. Visa gab es bisher nur für muslimische Pilger und Geschäftsreisende, nun will Riad auch Urlaubern die Einreise erlauben.

30 Millionen Besucher 2030

Die Öffnung für Touristen ist Teil des Plans, die Abhängigkeit der saudiarabischen Wirtschaft vom Öl zu durchbrechen. Bis 2030 soll die Zahl der Besucher auf jährlich 30 Millionen steigen. "Das Königreich ist eine große Schatzkammer", sagt der für den Tourismussektor verantwortliche Prinz Sultan bin Salman bin Abdulasis und schwärmt von den atemberaubenden Landschaften Saudi-Arabiens. Im ersten Quartal 2018 solle die Vergabe der elektronischen Visa beginnen, kündigte der Prinz an.

Der deutsche Reiseveranstalter Ikarus Tours hat nach der angekündigten Öffnung des Landes als einer der ersten Saudi-Arabien in sein Programm aufgenommen. "Die Nachfrage ist groß", sagt Mitarbeiterin Sara Baumann. Schon im Februar sollte eine Reisegruppe von Frankfurt starten, die Reise war ausgebucht. Doch wegen "technischer Probleme" bei der Ausstellung der Visa habe die Tour abgesagt werden müssen. Nächster Reisetermin ist im März. Baumann ist zuversichtlich, dass die Premiere im zweiten Anlauf klappt.

Saudi-Arabien ist bekannt für seine strenge Auslegung des Islams, ein absolutes Alkoholverbot, rigorose Geschlechtertrennung und Kleidervorschriften für Frauen in der Öffentlichkeit. All das könnte Touristen aus dem Westen abschrecken, sagen Experten. Vermutungen, wonach in Resorts für Touristen weniger strenge Regeln gelten sollen, widerspricht Prinz Sultan. Das Königreich als Heimat der heiligsten Stätten des Islams werde keinen Alkohol erlauben. "Wir wollen unsere Kultur und unsere Werte nicht aufgeben", sagt der Prinz.

Luxus-Resorts im Roten Meer

Saudi-Arabien bereitet sich mit großen Investitionen auf die künftigen Gäste vor. 50 Inseln im Roten Meer werden zu Luxus-Resorts ausgebaut. Zudem sollen historische Stätten wie das jahrhundertealte Mada'in Saleh mit seinen monumentalen Sandsteingräbern ähnlich denen im jordanischen Petra für Touristen erschlossen werden.

Rund um den Krater El Wahba hat sich bereits etwas getan. Zufahrtsstraßen wurden gebaut, Wegweiser aufgestellt und Picknickplätze errichtet. Doch noch ist die Naturschönheit selbst bei Einheimischen fast unbekannt. "Ich habe meinen Freunden von El Wahba erzählt", sagt Mohammed Bahrun, einer der Wanderer und Banker aus Dschiddah. "Die hatten noch nie davon gehört."

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