Saudi-Arabien kommt Russland auf Europas Ölmarkt in die Quere

Weil die USA genug eigenes Öl haben, versuchen die Saudis, die Europäer mit Rabatten zu ködern. Das missfällt den Russen.

Saudi-Arabien hat ein riesiges Problem: Seit die USA immer mehr Schieferöl fördern, ist nicht nur der Ölpreis deutlich gefallen, sondern auch der US-Markt für saudi-arabisches Öl großteils weggebrochen. Das Land aber braucht die Petrodollar dringend, um die wachsenden Sozial- und Bildungsausgaben für die eigenen Bevölkerung zu finanzieren. Nun versuchen die Saudis, mehr Öl nach Europa zu liefern. "Anfang April haben sie angekündigt, den Ölpreis für Europa zu reduzieren", sagt Ehsan Ul-Haq, Ölexperte bei KBC Advanced Technologies in London.

Europa aber ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Russlands Öl. Gut drei Millionen Fass Öl pro Tag (je 159 Liter) exportieren die Russen nach Europa. Einen Wettkampf mit den Saudis um den Preis können sie nicht gebrauchen. Denn Russland braucht die Öleinnahmen dringend für das eigene Staatsbudget. Ul-Haq bezweifelt allerdings, dass Saudi-Arabien den Ölmarktanteil in Europa in größerem Ausmaß ausweiten könnte.

Saudis brauchen mehr

Saudi-Arabien benötigt nämlich zunehmend mehr Öl im eigenen Land – und zwar für die Herstellung von Benzin und Diesel. Drei Millionen der zehn Millionen Fass Öl pro Tag, die gefördert werden, gehen in die Raffinerien. Und dieser Bedarf steigt. "Sobald die derzeit in Bau befindliche Raffinerie fertig ist, wird Saudi-Arabien noch mehr Öl im eigenen Land benötigen", sagt Ul-Haq. Außerdem versuche das Königreich, mehr Diesel statt Rohöl nach Europa zu verschiffen. Das bringe höhere Einnahmen.

Noch ein Schachzug soll dem Land mehr Raum für Öl- und Dieselausfuhren geben: Der Energiebedarf in Saudi-Arabien soll auf Gas umgestellt werden. Dazu hat das Königreich bereits bei mehreren internationalen Ölkonzernen wie BP, Chevron und Eni angeklopft, um Partner für Investitionen in die rieseigen Gasfelder zu finden.

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