Russen produzieren selbst "deutsche" Lebensmittel

Supermarkt in Moskau
Produkte aus Deutschland, die nicht mehr eingeführt werden dürfen, werden unter deutschen Schein-Marken hergestellt.

Was tun, wenn es den beliebten Käse aus Deutschland wegen des Import-Verbotes nicht mehr gibt? Einfach selbst produzieren. Immer mehr russische Lebensmittelproduzenten werben mit deutschen Schein-Marken "made in Russia" um Kundschaft. So stellt etwa der Moskauer Käseproduzent Cheeseart den "Grüntäler"-Käse her und vermarktet ihn als deutsches Produkt, obwohl es diese Sorte in Deutschland gar nicht gibt. Die Vorderseite der Verpackung ist komplett in deutscher Sprache beschriftet. Erzeugt wird der Käse freilich ausschließlich in Russland mit russischer Milch.

Dasselbe gilt für ein halbes Dutzend weiterer Käsesorten, die bekannten "Nürnberger Würstchen " oder den "bayerischen Senf". Die Lebensmittelindustrie springt damit auf einen Marketingtrick auf, den es in anderen Branchen schon länger gibt.

Kanzler, Schmidt und "Danke Anke"

Badreiniger namens "Meine Liebe" werden ebenso gerne gekauft wie Männermode namens "Kanzler" oder Waschpulver von "Frau Schmidt". Als "grenzwertig" bezeichnet die deutsche Außenhandelsstelle in Moskau eine Butter, die als "Danke Anke" verkauft wird. Nicht wegen der darauf abgebildeten blonden Trachtenträgerin vor einem Bergpanorama, sondern wegen der Aufschrift "Deutsche Markenbutter", obwohl das Produkt von einer Molkerei aus St. Petersburg hergestellt wird.

Klagen deutscher Firmen sind aber bisher ausgeblieben, auch weil das in Deutschland geschützte Qualitätssiegel in Russland kaum jemand verstehen dürfte. Die deutschen Lebensmittelexporte nach Russland sind wegen des Embargos im Vorjahr um mehr als 30 Prozent eingebrochen. Die österreichischen Exporte sind sogar um 43 Prozent auf 107 Millionen Euro zurückgegangen.

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