Rupprechter: "Nicht jammern, in den Iran fahren"

Andrä Rupprechter bei der Besichtigung eines Rinderzuchtbetriebs.
Der Landwirtschaftsminister sieht große Marktchancen für heimische Agrarprodukte.

Wenn ein Landwirtschaftsminister Kühe sieht, dann lacht sein Herz. Auf der riesigen Milchfarm, rund 100 Kilometer westlich von Teheran, fühlt sich Andrä Rupprechter aber nicht heimisch. Hier stehen 12.000 Tiere, davon 4000 Milchkühe, der Rest Kälber die noch aufgezogen werden oder schon besamt sind. Die Höfe von Milchbauern sehen zu Hause anders aus, aber Besamung, das ist das große Geschäft, bei dem Österreich international sehr erfolgreich ist. In 60 Länder werden Rindersamen verkauft. Auf der örtlichen Farm aber sind die Amerikaner engagiert. Der Leiter erklärt begeistert, wie er mit US-Technologie die Milchkühe dazu bringt, 40 Liter Milch pro Tag zu geben. Das funktioniert mit den Holstein-Rindern, die ausschließlich gezüchtet wurden, um Milch zu geben.

Genau hier will Peter Kreuzhuber mit seiner Genetics Austria ins Spiel kommen, der Gesellschaft, die den Verkauf von Rindersamen organisiert. "Wenn diese Holstein-Kühe mit unserem Fleckvieh besamt werden, dann wachsen Rinder heran, die sowohl viel Milch geben, als auch gutes Fleisch," sagt Kreuzhuber. Bei der Milchrasse Holstein werden die jungen Stiere nicht gebraucht und die alten Kühe sind höchstens gut genug für die Suppe oder die Wurstproduktion. Die Iraner brauchen aber gutes Fleisch, das wollen sie – neben Samen – verstärkt importieren. Und 1000 Zuchtrinder werden auch geliefert.

Große Marktchancen

Der Iran muss trotz einiger Großfarmen Milch und Milchprodukte importieren. Landwirtschaftsminister Rupprechter hat beim Frühstück die dänische Butter gestört. "Das können wir auch, unsere Produkte sind hervorragend, wir müssen jetzt schnell hierher", sagt der Minister zum KURIER. "Die Rolle Österreichs bei der Aufhebung der Sanktionen wird gewürdigt", erzählt er von seinen Gesprächen. "Wir dürfen jetzt nicht jammern, sondern müssen die Marktchancen dieses 80-Millionen-Volkes nützen." Anerkannt werden hier auch österreichische Bio-Produkte beziehungsweise das naturnahe Know-how. Rupprechter hat "precise farming" angeboten, durch den Einsatz modernerer Geräte kann bodenschonend produziert werden.

Auf Österreich stieß die Delegation auch in einem Forschungsinstitut für Heilkräuter. Der 1998 verstorbene ehemalige Direktor des Wiener Naturhistorischen Museums Karl-Heinz Rechinger hat die 179 Bände umfassende Flora Iranica verfasst, ein Kompendium von Heilpflanzen. An rund 2000 Kräutern und Pflanzen wird hier geforscht, die alle heilende Wirkung haben sollen; es werden Medikamente und Tees hergestellt. Das sind Produkte, die der Iran verstärkt in den Westen, auch nach Österreich, verkaufen will. Es wurde auch Kooperation bei Forschungsprojekten vereinbart.

Schnelle Öffnung

Die Öffnung des Iran wird nach der Aufhebung der Sanktionen und den für die Reformer erfolgreichen Wahlen sehr schnell gehen, das hat Präsident Hassan Rohani gestern bestätigt. Er kündigte an, dass die Autoindustrie privatisiert werden soll, anschließend werden Kooperationen mit ausländischen Erzeugern angestrebt.

Außerdem wurde die Regierung beauftragt, kurzfristig einen Wachstumsplan für die Wirtschaft zu erarbeiten. "Der Iran wurde in die internationale Staatengemeinschaft zurückgeholt, das war wichtig, jetzt ist es nur folgerichtig, das große Land und damit auch die Region zu stabilisieren," meint Rupprechter. Politiker und Unternehmer aus der ganzen Welt sind im Moment in Teheran, worauf Einheimische und die Medien auch ganz stolz sind. Wer nicht schnell da ist, wird nicht mehr gebraucht werden.

Kommentare