Rüstungskonzern Leonardo will den Luftraum überwachen

Der Schulungs-Jet M-346 könnte die Saab 105 ablösen und Abfangjägerpiloten ausbilden.
Die italienische Gruppe hofft auf ein lukratives Geschäft mit dem heimischen Heer.

Der vergangene Freitag begann für Stuart Cunnington nicht wirklich gut. Der Brite, der beim italienischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Leonardo unter anderem auch für das Geschäft mit Österreich zuständig ist, litt sichtbar unter der Wahlschlappe "seiner" Regierungschefin Theresa May.

Umso optimistischer gaben sich er und Europa-Verkaufschef Pierpaolo Spera für ein potenzielles Geschäft in dreistelliger Millionenhöhe mit dem österreichischen Bundesheer. "Für Österreich wäre unsere Lösung ideal", war Spera österreichischen Journalisten gegenüber, die sich diese Lösung auf Einladung von Leonardo im süditalienischen Lecce erklären ließen, überzeugt.

Ausbildung inklusive

Denn damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Trainings-Jets mit dem Kurznamen M-345 würden statt der 2020 endgültig auszumusternden Saab 105 die ständige Luftraumüberwachung übernehmen. Und mit den neuen Jets könnten die Piloten für den Eurofighter ausgebildet werden.

Wesentlich preiswerter, versprechen die Italiener, als mit dem Eurofighter selbst. Denn dieser kostet pro Flugstunde rund 80.000 Euro. Die Flugstunde des M-346 – Österreich würde allerdings das Nachfolgemodell M-345 bekommen – sei nicht nur von Haus aus wesentlich billiger, durch das Ausbildungssystem würde auch die Zahl der physischen Flugstunden gesenkt. Denn der Großteil der Aufgaben bis hin zu taktischen Manövern wird virtuell im Simulator geübt.

Für komplexe Manöver mit mehreren Flugzeugen werden Simulatoren und "echte" Jets verlinkt. Dafür werden nicht nur die Konfiguration des jeweiligen Kampfjets plus Bewaffnung auf den Simulator am Boden und ins Cockpit des Übungs-Jets übertragen, sondern auch die Daten eines Feindes, den es zu bekämpfen gilt. Ebenso virtuell sind selbstverständlich die auf jeden Jet angepassten Waffensysteme.

Mix aus virtuellen und echten Fliegern

"Dieses integrierte Trainingssystem ist nicht nur billiger, sondern auch effizienter als andere Systeme", ergänzt Luigi Casali, Colonel der italienischen Luftwaffe. "Durch die Verlinkung von tatsächlichen Flugzeugen und Simulatoren sind weniger Flugzeuge in der Luft, man kann trotzdem komplexe Manöver üben. Und es ist auch billiger." Der frühere Tornado-Pilot ist Chef der italienischen Luftwaffen-Basis in Lecce in der Nähe vom Brindisi. Dort werden nicht nur die italienischen Piloten, sondern derzeit auch die von Israel, Argentinien und Polen ausgebildet. Neben der Pilotenausbildung gibt es auch Trainings für Ausbildner. Ein österreichischer Heerespilot hat diese Ausbildung zum Ausbildner bisher absolviert.

Kostenfrage offen

So auskunftsfreudig Spera zu den Vorteilen des Ausbildungs-Jets und –Systems ist, so zugeknöpft ist er bei der Frage nach den Kosten. Das käme nicht nur auf die Stückzahl der Übungs-Jets und Simulatoren an, sondern auch auf die Anzahl der Module für die virtuellen Trainings. Zurückhaltend ist er auch auf die Frage, wie viele Übungs-Jets Österreich braucht. Mit zehn müsste man aber, lässt er sich nach längerem Drängen eine Antwort abringen, für Luftraumüberwachung und Schulung auskommen.

Leonardo ist das Nachfolgeunternehmen der ehemaligen italienischen Staatsholding Finmeccanica. In dieser Gruppe – an der das Finanzministerium 30 Prozent hält – sind nahezu alle italienischen Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtunternehmen zusammengefasst. Unter anderem der Flugzeugbauer Alenia Aermacchi, der Hubschrauber-Hersteller AgustaWestland sowei die Rüstungsunternehmen Selex ES, Oto Melara und Whitehead Alenia. Die Gruppe hat derzeit rund 45.600 Mitarbeiter. 2016 ging der Umsatz um rund eine Milliarde auf 12 Milliarden Euro zurück.

Wie eine neue Lösung für die permanente Luftraum-Überwachung aussieht, ist noch offen. Ende Juni jedenfalls legt eine von Verteidigungsminister Peter Doskozil (SPÖ) eingesetzte Sonderkommission unter Leitung von Luftwaffenchef Brigadier Karl Gruber erste Varianten dafür vor. Insgesamt werden 19 Varianten für eine permanente Überwachung an 365 Tagen im Jahr für jeweils neun bis zehn Stunden durchgerechnet. Hauptgrund für die völlige Neuausrichtung ist, dass die mehr als 40 Jahre alten Saab 105 spätestens 2020 aus dem Verkehr gezogen werden. Der Eurofighter ist auf der anderen Seite mit 80.000 Euro pro Flugstunde extrem teuer im Betrieb. Derzeit kostet die aktive Luftraumüberwachung – Betrieb und Ausbildung – 100 Millionen Euro im Jahr.

Zahl der Flotten offen

Im Idealfall soll die neue Lösung günstiger sein, in keinem Fall aber teurer. Offen ist auch, ob Österreich weiterhin mit zwei Flotten oder doch nur mit einer fliegt. Eine der Varianten – auf diese hofft Leonardo – ist der Kauf von Jet-Trainern. Mit diesen könnten sowohl der Luftraum überwacht als auch Piloten ausgebildet werden. Eine Frage ist bereits entschieden: Eine Lösung ohne Abfangjäger gibt es nicht. Ob dieser Eurofighter hei

Kommentare