IHS-Chef Keuschnigg im Clinch mit Mitarbeitern

IHS-Chef Keuschnigg steht schwer unter Beschuss seiner Mitarbeiter.
Das Institut muss eine halbe Million Euro einsparen. Über das Wie gibt es heftigen Streit.

Am Institut für Höhere Studien gehen die Wogen hoch. Christian Keuschnigg, seit 2012 IHS-Chef, hat derzeit Probleme mit seiner Belegschaft. Teile davon stehen ihm offen feindselig gegenüber, die Atmosphäre ist angespannt. Bei einer Betriebsversammlung in der Vorwoche wurde er sogar zum Rücktritt aufgefordert. Dem war eine Ankündigung Keuschniggs vorangegangen, das Institut möglicherweise zu verkleinern und sich von der Soziologie und der Politikwissenschaft zu verabschieden. "Er ist nicht der richtige Mann für so ein großes Institut", meinen manche hinter vorgehaltener Hand.

Das IHS mit (noch) knapp 120 Mitarbeitern ist klar auf Schrumpfkurs, einige Forscher sind schon weg, die Zahl der Publikationen geht zurück. Dem Chef wird vorgeworfen, zu wenig da zu sein (er unterrichtet in der Schweiz) und sich auch dezidiert nicht darum kümmern zu wollen, Forschungsprojekte für das IHS an Land zu ziehen. Das war noch unter seinem Vorgänger Bernhard Felderer üblich. Wer seine Lohnkosten nicht hereinspiele, müsse gehen, sei hingegen die Devise Keuschniggs.

Schwierige Diskussion

Dieser bestätigt gegenüber dem KURIER Dissonanzen: "Es gibt eine schwierige Diskussion, die Interessen sind nicht überall gleich gelagert." Ausgangspunkt des Konflikts sei der Bedarf nach einem neuen Büro. Der Mietvertrag des Gebäudes im 6. Wiener Bezirk lief zum Zeitpunkt seines Antritts 2012 aus, eine Nachfolgelösung war offen. Keuschnigg konnte eine einmalige Verlängerung bis Mitte 2015 erreichen. Vermieter ist die Stadt Wien, die dem IHS zur Gründung 1963 das Gebäude für 50 Jahre gegen Abgeltung der Betriebskosten zur Verfügung gestellt hat.

Der Wirtschaftswissenschafter braucht nun mehr als 500.000 Euro für ein neues Büro bzw. für einen Umbau des alten Standortes. Zusätzliche Mittel gibt es laut dem IHS-Chef dafür nicht. Wo aus seiner Sicht gespart werden soll, will er intern diskutieren, es gebe darüber aber "unterschiedliche Ansichten". Das Kuratorium (Präsident Heinrich Neisser) müsse nun im Herbst einen Entscheidung über die Standortfrage und die finanziellen Konsequenzen treffen. Zu etwaigen Personalkürzungen will Keuschnigg keine Auskunft geben.

Im internen Kreis soll er gedroht haben, selbst alles hinzuschmeißen, wenn das Geld nicht genehmigt wird. "Er spürt, dass er den Job nicht schafft", ätzen manche. Zur Rücktrittsforderung bei der Betriebsversammlung hatte Keuschnigg aber relativ cool gemeint: "Das entscheidet das Kuratorium."

Der Wissenschaftler dementiert, alles hinschmeißen zu wollen. "Ich möchte das IHS weiterführen." Die Situation sei aber anders, als noch zu seinem Antritt.

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