Roter Pfeil fliegt mit 360 Kilometern in der Stunde
Österreich ist zu langsam für diesen Zug: Trotz des massiven Ausbaus der West-Strecke müsste der Bombardier-Hochgeschwindigkeitszug Zefiro weit hinter seinen Möglichkeiten herfahren. Denn der 500 Tonnen schwere Triebzug mit acht Waggons bringt es im normalen Betrieb als schnellster Zug Europas auf 360 km/h.
Die er derzeit selbst in Italien, wo bei der Staatsbahn Trenitalia unter dem Namen "Frecciarossa 1000" bereits 13 Züge im Einsatz sind, nicht erreicht. Auf der Strecke zwischen Rom und Mailand bringt es der "Rote Pfeil" auf 300 km/h, die Schienen erlauben kein höheres Tempo. Die 570 Kilometer lange Strecke schafft er ohne Zwischenstopp in knapp drei Stunden.
Bis alle von der Staatsbahn Trenitalia um 1,6 Milliarden Euro bestellten 50 Züge Anfang 2017 ausgeliefert sind, sollen die ersten Streckenteile auch 360 km/h "vertragen", gab sich Bombardier-Italienchef Luigi Corradi bei der Präsentation des Zuges vor Journalisten am Mittwoch in Rom optimistisch.
Kleine Chance in Österreich
Obwohl Österreich allein wegen der Topografie und fehlender Ballungszentren kein wirklicher Markt für Hochgeschwindigkeitszüge ist, macht sich Bombardier kleine Hoffnungen, hierzulande doch zum Zug zu kommen. Eine etwas abgespeckte Version für 250 km/h könnte laut Österreich-Geschäftsführer Christian Diewald etwa auf der Westbahn oder nach der Fertigstellung von Semmering- und Koralmtunnel Mitte der 2020er Jahre auch auf der Südbahn fahren.
Eine Entscheidung darüber könnte schon bald fallen: Innerhalb der nächsten zwei Jahre müssen die ÖBB über Investitionen in neue Fernverkehrszüge entscheiden. Denn ab 2018/’19 muss ÖBB-Chef Christian Kern die veraltete Intercity-Flotte austauschen. Zusätzlich zu den bei Siemens um 590 Millionen Euro bestellten 101 City-Jets muss er dafür noch einmal mindestens die gleiche Summe in die Hand nehmen. Ein Teil dieser Züge könnte – wünscht sich Diewald – von Bombardier kommen: "Das kommt darauf an, was ausgeschrieben wird." Allerdings sind die roten Pfeile nicht gerade eine Okkasion: Ein Zug für knapp 500 Passagiere kostet rund 30 Millionen Euro.
Punkten könnte Bombardier mit einem neuen Wartungssystem. Diewald: "Bombardier ist für die Wartung verantwortlich, erledigt wird sie aber von den Mitarbeitern des Kunden."
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