Rosenbauer-Chef gesteht und geht

Rosenbauer-Chef gesteht und geht
Julian Wagner tritt nach 30 Jahren an der Spitze zurück. Sein Nachfolger Dieter Siegel muss die Brandherde löschen.

Der Rücktritt kam für alle überraschend, nur für einen nicht - den Firmenchef selbst: "Ich will nicht, dass sie mich irgendwann im Holzpyjama aus dem Büro raustragen müssen", begründet der gesundheitlich angeschlagene Rosenbauer-Vorstandsvorsitzende Julian Wagner am Freitag seinen vorzeitigen Rückzug. Der 61-Jährige stand immerhin 30 Jahre lang an der Spitze des Feuerwehrausrüsters und formte in dieser Zeit einen kleinen Familienbetrieb in Leonding zum Weltkonzern. Ende September übergibt er das Zepter an seinen Neffen Dieter Siegel, der bereits seit Jahresbeginn im Vorstand sitzt und für den Geschäftszweig Sonderfahrzeuge sowie für Strategie und Marketing verantwortlich ist.

Dass sein Blitz-Abgang mit der laufenden Kartell-Affäre in Deutschland zu tun habe, weist Wagner zwar zurück, diese dürfte die Entscheidung aber beschleunigt haben. Schließlich soll der Rosenbauer-Chef höchstpersönlich an Kartell-Meetings mit drei Mitbewerbern teilgenommen haben. Wagner gibt dies auch offen zu - "Absprachen waren in der Branche nicht unüblich" - allerdings sei es um Marktanteile, nicht um Preise gegangen. "Wir haben ein Quotenkartell betrieben", gesteht Wagner freimütig. In diese Marktabsprachen für den deutschen Markt sei Rosenbauer durch die Übernahme des Drehleiter-Herstellers Metz in Karlsruhe sozusagen "hineingewachsen", rechtfertigt er sich. Ein Teil der Absprachen betraf Löschfahrzeuge, der andere Teil Drehleitern. Bezüglich Löschfahrzeuge wurde Rosenbauer im Kartellverfahren bereits im Frühjahr zu einer Strafe in Höhe von 10,5 Millionen Euro verurteilt.

Hausdurchsuchung

Rosenbauer-Chef gesteht und geht

Im Zuge der strafrechtlichen Ermittlungen in der Causa fanden jetzt im August Hausdurchsuchungen bei Rosenbauer und einigen Kunden statt. "Es geht um einzelne Mitarbeiter, aber wir sind sicher, da wird nichts dran sein", hofft Wagner. Auch bezüglich möglicher Schadenersatzforderungen der deutschen Gemeinden, die Löschfahrzeuge gekauft hatten, gibt sich Wagner zuversichtlich: "Wir prüfen gerade mittels Gutachten, ob überhaupt ein Schaden entstanden ist". Auch Gespräche über eine außergerichtliche Einigung werden geführt. Beim Kartellverfahren im Markt für Drehleitern kommen die Oberösterreicher als Kronzeuge zwar straffrei davon, allerdings könnte auch hier Schadenersatz gefordert werden. Rückstellungen für etwaige Millionenzahlungen wurden bisher aber noch nicht geleistet.

Kartellabsprachen in anderen Ländern schloss Wagner aus. Sein Nachfolger Siegel wird dennoch viel Löschwasser brauchen, um die Brandherde in den Griff zu bekommen. Der Imageschaden ist groß und auch die Halbjahreszahlen blieben trotz guter Auftragslage unter den Erwartungen der Analysten. Als erste Konsequenz aus der Kartell-Affäre wurde ein eigener "Compliance-Manager " engagiert.

Schwacher Start: Weniger Umsatz

Halbjahr: Der Umsatz des Konzerns fiel im ersten Halbjahr 2011 um 14 Prozent auf 236,7 Millionen Euro. Rückgänge gab es vor allem in den USA und Europa. Der Gewinn sank gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent auf 11,4 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) beläuft sich auf 14 Millionen Euro (minus 32 Prozent).
Unternehmen: Gegründet 1866 in Linz, ist Rosenbauer mit seinen weltweit 2062 Mitarbeitern führender Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen. 1994 ging die Rosenbauer International AG an die Börse, die Mehrheit ist nach wie vor in Familienbesitz. Der Konzern mit Sitz in Leonding (OÖ) ist in mehr als 100 Ländern vertreten.

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