Ronny Pecik: Der Regisseur des Telekom-Deals

Ronny Pecik: Der Regisseur des Telekom-Deals
Gleiches Drehbuch, wechselnde Hauptdarsteller, gute Geschäfte.

Der Mann versteht sein Geschäft. Wie der Investor Ronny Pecik einen der größten Deals in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte Österreichs einfädelte und durchzog, das macht dem gebürtigen Kroaten, der mit vier Jahren nach Wien kam, so schnell keiner nach.

Vergangene Woche wurde die Machtübernahme bei der teilstaatlichen Telekom durch den mexikanischen Giganten America Movil vertraglich besiegelt. Der Mann, der im Hintergrund die Regie führte, hat sein Geschäft schon längst gemacht. Mit viel Instinkt und Geschick, Mut zum Risiko und Nervenstärke. Das Drehbuch ist immer ähnlich. Sich günstig in unterbewertete oder schlecht gemanagte Unternehmen einkaufen, einen kapitalkräftigen Partner finden – und mit Gewinn wieder raus. Die Telekom ist sein bisher größter Coup. Pecik cashte rund 150 Millionen Euro. Davon fiel für den heimischen Fiskus auch etwas ab. Der begeisterte Österreicher beteuert, seine Steuern hierzulande zu bezahlen. Er lebe lieber hier als in Monaco oder der Schweiz.

Wie gelangte Pecik bei der Telekom ans Ziel? Im September 2010 bot eine US-Investmentbank ihrem Kunden Pecik ein Telekom-Paket an, das Capital Research hielt. Der weltweit größte Investmentfonds wollte aussteigen. Pecik griff nach 48 Stunden Bedenkzeit zu. In drei Tranchen, bis er über seine RPR Privatstiftung 16,5 Prozent hatte.

Was Pecik nicht wusste: Ron Sommer, Chairman von MTS, dem Telekom-Konzern des russischen Oligarchen Jewtuschenkow, verhandelte ebenfalls mit Capital Research. Der Ex-Chef der Deutschen Telekom antichambrierte auch in der Regierung, bei der Staatsholding ÖIAG und dem Telekom-Vorstand.

Pecik, der auf die Matura pfiff, seine wechselreiche Karriere als Starkstromtechniker begann und das Finanz-Handwerk bei Länderbank und Bank Austria lernte, kaufte über Derivate weiter zu. Bis er die Hand auf mehr als 20 Prozent hatte. Zum Durchschnittskurs von 8,50 Euro.

Im Telekom-Vorstand läuteten die Alarmglocken. Pecik ging als Vize-Präsident in den Aufsichtsrat und bleibt dort weiterhin. Ihn begleitet der Ruf, mit Vorstandsdirektoren oft nicht sehr geduldig zu sein. Diese Erfahrung machte zuletzt Telekom-Finanzvorstand Hans Tschuden, der mit Ende Mai vorzeitig abgeht. Wobei, für die überzogenen Dividenden war Tschuden sicher nicht alleine verantwortlich.

Pecik holte als Finanzinvestor den Milliardär Naguib Sawiris an Bord. Die ÖIAG aber wollte den ägyptische Telekom-Krösus nicht, und zwischen Pecik und Sawiris kam es zu gröberen Meinungsverschiedenheiten.

Doch Pecik hatte schon den nächsten Milliardär an der Angel. Von der Handy-Messe in Barcelona kannte er bereits den Finanzchef von America Movil, Carlos Garcia Moreno. Später entstand der Kontakt zu CEO Daniel Hajj, Schwiegersohn von Konzerngründer Carlos Slim, derzeit zweitreichster Mann der Welt. Pecik und die Mexikaner wurden bei einem Kurs von 9,50 Euro handelseins.

Insider glauben zu wissen, dass Pecik finanziell bessere Angebote hatte. Die norwegische Telenor soll mehr als elf Euro geboten haben, die russische MTS über zehn Euro.

Pecik der Gutmensch, der freiwillig auf einen höheren Gewinn verzichtet?

Für die Telekom jedenfalls sind die Mexikaner die zukunftsträchtigere Alternative als Telenor oder die Oligarchen-Truppe. Gegen beide hätte sich die ÖIAG auch heftig gewehrt.

Als sich vergangenen Mittwoch das Chaos bei der entscheidenden Aufsichtsratssitzung der ÖIAG über den Syndikatsvertrag mit America Movil zuspitzte, blieb nur einer cool. Die fünf Belegschaftsvertreter waren nicht erschienen, und da auch drei Kapitalvertreter – Vorsitzender Peter Mitterbauer (Miba-Gruppe), Ex-Siemens-Managerin Brigitte Ederer und der ehemalige Lenzing-Finanzvorstand Thomas Winkler – durch Abwesenheit glänzten, war der Aufsichtsrat nicht beschlussfähig. Mitterbauer, dem eine Israel-Reise zum 80. Geburtstag seiner Schwester wichtiger war, wurde am Nachmittag mit der AUA aus Tel Aviv eingeflogen. Sein Mandat läuft ohnehin aus, er wird bei der Hauptversammlung im Mai zurücktreten.

Pecik und Moreno verkürzten sich die Wartezeit auf die Aufsichtsräte mit einem ausgiebigen Mittagessen beim Wiener Nobelitaliener "Fabios". Am späten Abend segnete der inzwischen beschlussfähige Aufsichtsrat den Syndikatsvertrag ab.

America Movil hat im Syndikatsvertrag auf zehn Jahre zugesichert, die Unternehmenszentrale der Telekom in Österreich zu belassen. Durchaus möglich, dass der Standort Österreich im Konzern weiter aufgewertet wird. Wie zu hören ist, soll sich Pecik bei seinen mexikanischen Partnern bemühen, die Europa-Zentrale des südamerikanischen Telekom-Giganten in Wien anzusiedeln. Amov ist noch bei der niederländischen KPN engagiert.

Der erste große Coup gelang Pecik 2001 gemeinsam mit einer Investorengruppe um den Badener Wirtschaftsanwalt Rudolf Friehs beim Einkauf in den Edelstahlproduzenten Böhler-Uddeholm. Zwei Jahre später verkaufte Pecik mit schönem Gewinn.

2003 stieg er als Dealmaker mit dem Selfmade-Industriellen Mirko Kovats beim Anlagenbauer VA-Tech ein, der zur Staatsholding ÖIAG gehörte. Die Aktie grundelte zwischen 12 und 13 Euro. Das Management wurde erneuert, das Unternehmen restrukturiert und an Siemens verkauft. Um 65 Euro je Aktie. Pecik und Kovats, dessen Industrie-Imperium später zerbrach, machten 100 Millionen Euro Kasse.

Gemeinsam hatten Pecik und Kovats den Mischkonzern A-Tec aufgebaut. Doch zwei Alpha-Tiere in einem Unternehmen sind zu viel, Pecik stieg Ende 2005 aus. Die A-Tech schlitterte fünf Jahre später in die Insolvenz.

2004 kaufte sich Pecik überfallsartig bei Oerlikon ein. Der 6500 Mitarbeiter große Schweizer Hightech-Konzern war stark unterbewertet und fuhr hohe Verluste ein. 2008 zog sich Pecik aus persönlichen Gründen aus der Schweiz zurück und verkaufte an den Oligarchen Viktor Vekselberg. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen durch weitere Akquisitionen (Sauer, Salzer) mehr als 40.000 Mitarbeiter und schrieb Gewinne.

In der Bedarfsfluggesellschaft Amira Air hat das Who’s who der heimischen Wirtschaft die Privatjets geparkt, auch Niki Lauda hat seinen Bombardier Global 5000 Vision bei Freund Ronny untergestellt. Zusammen mit der Familie Koch, vormals Besitzer des Möbelhandels-Imperiums kika/Leiner, richtet sich Pecik gerade in der ehemaligen Bank-Austria-Zentrale in der Wiener Schottengasse ein.

"Eine Heuschrecke, die sich anschleicht und schnelle Kasse macht", sagen Kritiker des zum Großinvestor aufgestiegenen Investmentbankers. "Stimmt nicht. Jedes Unternehmen wurde restrukturiert und an einen guten, strategischen Partner weitergegeben", kontert Pecik. Er habe, betont er selbstbewusst, "eine hundertprozentige Erfolgsbilanz. Ich habe kein Unternehmen zerschlagen oder an die Wand gefahren."

Die Telekom Austria verliert Ende 2014 einen ihrer wichtigsten Vertriebspartner. Die Handelskette Hofer kündigte im Dezember 2013 den Vertrag zum Exklusiv-Vertrieb von Produkten des Mobilfunkanbieters yesss!, berichtet profil. Die Vertragsauflösung tritt mit 31. Dezember 2014 in Kraft. Telekom-Vorstandschef Hannes Ametsreiter hat seinen Aufsichtsrat bisher nicht darüber informiert. Das Hofer-Management versuchte zwei Mal vergeblich, bei Telekom-Vertriebsvorstand Alexander Sperl einen Gesprächstermin zu erhalten. Dann kam die Kündigung. Aus dem Umfeld der Hofer-Geschäftsführung heißt es laut profil, der Diskonter starte ab 2015 ein eigenes Mobilfunkprojekt.

Die Telekom übernahm yesss! um 339,5 Millionen Euro von Orange. yesss! hatte rund 500.000 Kunden, die über das Hofer-Filialnetz akquiriert wurden. Die Hofer-Vertriebsschiene war der Grund für die Übernahme.

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