Rewe-Chef: "Herausforderungen sind gewaltig"

Rewe-Chef: "Herausforderungen sind gewaltig"
Der Lebensmittelhändler hält Bio-Sprit für unverantwortlich. Beim Rewe-Sortiment gab es nur ein Prozent Teuerung.

Die Herausforderungen im Lebensmittelhandel sind gewaltig", sagte Frank Hensel, Vorstand der Rewe-Group (Billa, Merkur, Penny, Adeg, Bipa) vor rund 1200 Gästen am Donnerstagabend beim Rewe-Branchentreffen in Wien. Die geladenen Lieferanten und Einkäufer wissen davon ein Lied zu singen. Die Produzenten fordern wegen gestiegener Rohstoffpreise mehr Geld für ihre Waren. Der Handel will seine Einkaufspreise so niedrig wie möglich halten und mit billigen Preisen bei Konsumenten punkten.

Für Ärger in Industrie und Handel sorgt die Arbeiterkammer, die anprangert, dass man in Deutschland an der Supermarktkassa billiger davonkommt als in Österreich. Ein völlig unzulässiger Vergleich, findet Hensel. "Denn hier werden unterschiedliche Märkte mit unterschiedlichen Steuersätzen und Abgaben verglichen." Dazu kommen unterschiedliche topografische Lagen. Es sei nun mal billiger, große Läden in Großstädten zu betreiben als viele kleine Läden über das Land verteilt. Vor allem aber sei die Qualität der Waren nicht zu vergleichen. Hensel: "Die Kollegen von der AK sollen zum Erfahrungsaustausch in andere Länder fahren, wir helfen gerne mit Kontakten."

Zumindest in diesem Punkt ist er mit der Industrie auf Linie. Michael Blass, Sprecher der Lebensmittelindustrie, verweist gebetsmühlenartig darauf, dass heimische Betriebe bessere Qualitäten liefern als deutsche. "Die Deutschen haben die besten Autos und die schlechtesten Lebensmittel", spitzt es Stephan Mikinovic vom AMA Marketing zu. So werde Gemüse in vielen Ländern wie Spanien mit Nutzwasser gewässert und gereinigt, was zu Lebensmittelskandalen wie EHEC geführt hat. Mikinovic: "In Österreich kommt nur Trinkwasser zum Einsatz."

Bisher sei der Lebensmittelhandel jedenfalls kein Preistreiber gewesen, betont Hensel: "Die Inflation in unseren Läden liegt über alle Sortimente hinweg bei einem Prozent." Das liegt freilich auch daran, dass verstärkt billige Eigenmarken ins Regal geschlichtet werden.

Hensel sieht bei den steigenden Rohstoffpreisen zwei Hauptschuldige. "Zuallererst die verdammten Spekulationen auf Rohstoffe. Die Politik ist gefordert, dem Einhalt zu gebieten." Zudem ist es aus seiner Sicht "unverantwortlich", Getreide zur Biosprit-Gewinnung zu verwenden.

Sozialprojekt

Soziale Verantwortung hat Rewe gemeinsam mit der Caritas Wien und der WU Wien mit der Initiative "Lernen macht Schule" übernommen. Rund 200 WU-Studenten lernen mit 120 sozial benachteiligten Kindern. Hensel: "Ein friedliches Zusammenleben kann nur gelingen, wenn es uns gelingt, den Jugendlichen eine Ausbildung zu bieten."

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