Reich, reicher, Österreicher

Reich, reicher, Österreicher
Wohlstandsvergleich: Österreich macht zwei Plätze gut und kommt bereits auf Rang 3 im EU-Ranking.
Trotz Schuldenkrise und Rezession gilt Europa in der Welt als Wohlstandsoase. Doch das Gefälle ist enorm. Während Rumänen und Bulgaren immer noch auf weniger als die Hälfte der durchschnittlichen EU-Wirtschaftsleistung kommen, liegen die Wohlstandsbürger der reichen Nationen um zehn, zwanzig, manchmal sogar dreißig Prozent über dem EU-Durchschnitt.

Österreich gehört in diesem Vergleich zu der absoluten Spitzengruppe (siehe Grafik unten). Nach Jahren auf Platz 4 und zuletzt Platz 5 liegt Österreich nun hinter Luxemburg, den Niederlanden und ex aequo mit Irland auf Platz 3 – stolze 29 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Den repräsentieren statistisch gesehen die Italiener (Statistikwert 100).

Luxemburg

Und für Österreich könnte künftig noch mehr drin sein: Denn die heimische Wirtschaft entwickelt sich auf einem vergleichbaren Preisniveau besser als die niederländische. Und die astronomischen Werte Luxemburgs ergeben sich vor allem aus einem Statistikeffekt: Im kleinen Luxemburg arbeiten enorm viele Grenzgänger, die die Wirtschaftsleistung kräftig erhöhen. Doch diese Menschen werden nicht zur Wohnbevölkerung gerechnet. Ein sehr hohes Bruttoinlandsprodukt wird deshalb durch relativ wenige Köpfe dividiert, was Luxemburg schon traditionell den Spitzenplatz im EU-Wohlstandsvergleich einbringt.

Ganz konkret verglichen wird hier das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, ausgedrückt in Kaufkraftstandards (siehe Artikel rechts). Was man hier unter anderem ablesen kann, ist die Wirkung der Krise. In nur drei Jahren ist Spanien von 103 auf 98 Prozent vom EU-Durchschnitt abgerutscht. Das bedeutet: Lag die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung in Spanien 2009 noch drei Prozent über dem EU-Durchschnitt, so liegt sie mittlerweile zwei Prozent darunter.

Griechenland

Ähnlich ist die Entwicklung in Zypern oder in Portugal, am dramatischsten hat sich die Krise in Griechenland ausgewirkt: Dort stürzte das Wohlstandsniveau von 94 auf 79 Prozent ab. Damit liegt das Pro-Kopf-BIP der Griechen aber immer noch deutlich über den Werten in den Armenhäusern Rumänien und Bulgarien (49 beziehungsweise 46 Prozent).

Hierzulande ist die Wirtschaft über Jahre deutlich schneller als der EU-Durchschnitt gewachsen, gleichzeitig hat sich die Teuerung in überschaubaren Grenzen bewegt. Beides fließt in die Eurostat-Daten mit ein und hievt Österreich unterm Strich auf den begehrten Stockerlplatz, erklärt Top-Ökonom Christian Keuschnigg, Chef am Wiener Institut für Höhere Studien (IHS), im KURIER-Gespräch.

Österreich

„Es ist schon eine beachtliche Leistung, große Industrienationen wie Deutschland und Frankreich abzuhängen“, sagt Keuschnigg. Als „Krisengewinnler“ sieht der Experte die kleine Alpen-Volkswirtschaft jedoch nicht. Es sei zwar richtig, dass der wirtschaftliche Absturz Griechenlands oder Spaniens den EU-Durchschnitt nach unten ziehe, wodurch sich auch Österreichs relative Position verbessere. Keuschnigg: „Letztlich haben wir uns die sehr gute Position aber durch eine kluge Politik – von der Lohnfindung bis zur Forschungförderung – selbst erkämpft.“

Von einer Anhebung des Pensionsantrittsalters bis zu verstärkten Anstrengungen im Bildungsbereich müssten weitere Reformen kommen, um den „Spitzenplatz auch in Zukunft zu halten“, ist der Fachmann überzeugt.
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