Konsumentenschützer erhöhen Druck auf Lebensversicherer

Die Fehler bei Lebensversicherungen werden blad die Gerichte beschäftigen
Für die Versicherer könnten die Fehler bei Verträgen teuer werden. VKI bastelt an Online-Rechner.

Die Versicherungswirtschaft muss sich wegen rechtlicher Fehler bei Lebensversicherungen warm anziehen. Wie der KURIER berichtete, sollen von Anfang 1994 bis Mitte 2012 Kunden beim Abschluss von Polizzen über die Widerrufsfristen und das Rücktrittrecht falsch informiert worden sein. Das belegen drei höchstgerichtliche Urteile. Die Versicherten können deshalb jederzeit von diesen Polizzen zurücktreten. Ein Großteil der zwölf Millionen Versicherungsverträge, die in diesem Zeitraum in Österreich abgeschlossen wurden, soll betroffen sein.

Aufgrund des großen Umfangs hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Sammelaktion für Betroffene gestartet. "Bei uns ist der Andrang sehr groß", sagt VKI-Jurist Peter Kolba. "Es ist relativ klar, dass die betroffenen Kunden von den Verträgen zurücktreten können, aber die spannende Frage ist, was die Konsequenz aus einem Rücktritt ist." Nachsatz: "Wir gehen davon aus, dass die Versicherungsnehmer nicht nur den Rückkaufswert, sondern auf jeden Fall die eingezahlten Prämien samt vier Prozent gesetzlicher Zinsen verlangen können."

Und der Konsumentenschützer geht noch weiter. "Wenn man aber die konkreten Gewinne des Versicherers nachweisen kann, der ja mit dem eingezahlten Geld arbeiten konnte, kann man noch mehr verlangen", sagt Kolba. "Wir arbeiten in diesem Fall mit Versicherungsmathematikern zusammen und glauben, zu einer sehr genauen Berechnung zu kommen, was man im Fall des Rücktritts zurückverlangen kann." Nachsatz: "Nach unserer Ansicht kann ein Versicherer weder die Verwaltungskosten noch die Provisionen abziehen." Ob ein Rücktritt von einer Lebensversicherung aber wirtschaftlich sinnvoll ist, muss im Einzelfall geprüft werden. "Wir werden mit den Versicherungsmathematikern einen Rechner entwickeln und ins Internet stellen, mit dem die Leute gratis ausrechnen können, wie viel ein Rücktritt tatsächlich finanziell bringen wird", kündigt Kolba an.

Viel Sprengstoff

Insgesamt 12.800 Betroffene haben sich beim Wiener Prozessfinanzierer AdvoFin angemeldet. "Wir sind gerade dabei, die Fälle nach Gruppen und Zeiträumen zu sortieren", sagt AdvoFin-Vorstand Franz Kallinger zum KURIER. "Wir bereiten die Klagen gegen die Versicherungen schon vor." AdvoFin schießt sich auch auf das Provisionssystem der Lebensversicherer ein. "Wir wissen auch von internen Provisionen, die den Kunden nicht offengelegt wurden", sagt Kallinger. "Diese Summen sind enorm." Kallinger hat für diese Vorwürfe offenbar einen "Kronzeugen" an der Hand.

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