Razzien bei europäischen Großbanken

Razzien bei europäischen Großbanken
Die EU-Kommission wirft mehreren Instituten unlautere Geschäftspraktiken vor. Sie sollen Zinssätze manipuliert zu haben.

Eine Reihe europäischer Großbanken haben am Dienstag und Mittwoch Besuch von Fahndern der EU-Kommission bekommen: In Hausdurchsuchungen wurden Unterlagen sichergestellt, die den Verdacht der Brüsseler Kommission auf unerlaubte Absprachen bei Zinsen belegen sollen.

Namen von Banken wurden nicht genannt. Dem Vernehmen nach sollen Razzien unter anderem in der Londoner Niederlassung der Deutschen Bank durchgeführt worden sein. Betroffen sein könnten laut Finanzkreisen zudem die britische Barclays, die HSBC und die Royal Bank of Scotland. Diese drei Institute sollen bereits vor Monaten von der EU befragt worden sein. Österreichische Finanzinstitute sind nach eigenen Angaben nicht dabei.

Die verdächtigten Banken sollen durch spezielle Derivat-Produkte den Euribor-Zinssatz zum Nachteil von Konkurrenten und Kunden beeinflusst haben. Mit den Durchsuchungen will sich die EU-Kommission ein Bild über die Funktionsweise des Euribor und der möglichen Manipulationen machen. Der Euribor ist jener Zinssatz, der für die Verzinsung von Finanzgeschäften gilt, die Banken untereinander machen. Für Kundenkredite und -einlagen wird der Euribor als Referenzzinssatz genommen. Kreditzinsen werden üblicherweise mit einem Aufschlag auf den Euribor festgelegt.

Der Zinssatz wird durch Meldungen von 44 europäischen Großbanken - aus Österreich von der Erste Group und Raffeisen Bank International - von der Euribor-Vereinigung in Brüssel ermittelt. Cedric Quemener, Manager bei Euribor-EBF in Brüssel, hält eine Manipulation dieses Zinssatzes für nicht möglich. Die Vereinigung habe sehr strenge und transparente Regeln bei der Festlegung des Euribor.

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